tag:blogger.com,1999:blog-33649357632652214002023-11-16T14:11:12.755+01:00Nachsichten aus der Welt der AnthroposophieUnknownnoreply@blogger.comBlogger18125tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-80127650003027351772008-10-10T10:08:00.004+02:002008-10-10T11:14:31.569+02:00Neustart als NWA 2.0<img src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh4WvTqmo0zRNxA-bTUQi8x7fa4wX3rW4P4P5fAJiQ4s9pVSz0CORCIMWOwT-XpSjzudCp86-78l6laimtrVzgA4_SZlStq7OcaJN2Ai6yIAkyNzhNt2CjDscVOU4M7GrUe-aITm8L4Om1P/s1600/nwa2.0.jpg"><br /><br />Liebe Gemeinde, <br /><br />wir sind umgezogen und sind jetzt unter folgender Adresse zu finden: <br /><br /><a href="http://nachsichten.anthroposophie.de/"><b>nachsichten.anthroposophie.de (NWA 2.0)</b></a> <br /><br />Natürlich werden wir weiterhin mit großer Nachsicht die Elaborate von <a href="http://rudolf-steiner.blogspot.com/" target="_blank">NWA 1</a> verfolgen und ggf. nach bisheriger Art beantworten, jedoch wollen wir zukünftig mehr noch die Geschicke der weiteren Anthrosphäre in den Blick nehmen. <a href="http://nachsichten.anthroposophie.de/">NWA 2.0</a> wird also nicht mehr nur ein nachsichtiges Gegenstück zu <a href="http://rudolf-steiner.blogspot.com/" target="_blank">NWA 1</a> sein, sondern sich mit auch mit anderen kritischen und unkritischen Stimmen zur Anthroposophie befassen. <br /><br />Mit herzlichen Grüßen, <br />Die geistige WeltUnknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-83629616265155877822008-08-04T21:41:00.015+02:002008-12-11T07:01:48.244+01:00Zur Warum-Frage<span style="font-size:130%;"><span style="font-family:verdana;color:#333333;">Total normal</span><br /></span><span style="font-family:verdana;"></span><br /><span style="font-family:verdana;">Für die Besucher der Nach-s-ichten könnte es von Interesse sein, dass ein Blogger der sogenannten Anthrosphäre sich in einem Beitrag Gedanken über das Phänomen solcher Blogs von der Art der <a href="http://www.rudolf-steiner.blogspot.com/" target="_blank">Nach-r-ichten aus der Welt der Anthroposophie</a> gemacht hat. </span><span style="font-family:verdana;">Der Betreiber des Blogs Schachtelhalm, Christian Grauer, kommt zu erhellenden Einsichten. Der Beitrag ist nicht ganz kurz, aber die Lektüre lohnt sich! Ganz bestimmt. </span><br /><br /><p align="center"><a href="http://www.schachtelhalm.net/s9y/archives/23-Esobashing-Aufklaerung-oder-Linksfaschismus.html" target="_blank"><span style="font-size:130%;">Esobashing: Aufklärung oder Linksfaschismus?</span></a></span></p><br /><br /><span style="font-family:Verdana;"></span><p align="center"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRD3oJ3tyewsKkX4rSR53d-PQXEp0mEG8wWMucFeRIMRVD5BQ0LQmRr8Fbhv2mHFA_Wy-CdCEaCbeL7fS20VT8y1Ww3fkdo9U38FHPxXS4aZ9iDc0BF49EcqnNB8x9bwiPm20r7y2jIHIe/s1600-h/plattenbau1.jpg"><img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5230755923575315218" style="MARGIN: 0px 10px 10px 0px; CURSOR: hand" alt="" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRD3oJ3tyewsKkX4rSR53d-PQXEp0mEG8wWMucFeRIMRVD5BQ0LQmRr8Fbhv2mHFA_Wy-CdCEaCbeL7fS20VT8y1Ww3fkdo9U38FHPxXS4aZ9iDc0BF49EcqnNB8x9bwiPm20r7y2jIHIe/s200/plattenbau1.jpg" border="0" /></a></p><p align="left"><strong>Nachtrag</strong></p><p align="left">Inzwischen ist auf einem der beiden im Schachtelhalm-Beitrag erwähnten Blogs, dem <a href="http://blog.esowatch.com/">Esowatchblog</a>, eine - allerdings bezeichnende - <a href="http://blog.esowatch.com/index.php?itemid=106&catid=4">Replik erschienen</a>. Und auch der Autor des von uns zur Lektüre empfohlenen Blogbeitrags, Christian Grauer, musste einem der Kritiker seines Beitrags <a href="http://www.schachtelhalm.net/s9y/archives/29-Esowatch-fuer-Herrn-Gerlach-persoenlich.html">mit einem zweiten Beitrag</a> (auf dem Schachtelhalmblog, da der Esowatchblog kritische Kommentatoren zensiert), bzw. der Lieferung von Belegstellen für seine Thesen antworten. Wir finden, dass es sich zur Beurteilung der Szene und zur Veranschaulichung durchaus lohnt, auch diese beiden Texte und die Kommentare genauer aunzusehen. Im wesentlichen werden die Thesen Grauers dadurch bestätigt.</p><p align="left"></p><p align="left"></p><p align="left"></p>Nachsichten aus der Welt der Anthroposophiehttp://www.blogger.com/profile/18388012914160408342noreply@blogger.com9tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-86555076588206773022007-11-26T12:55:00.000+01:002007-11-29T11:59:36.846+01:00Gefährliche Wissenschaften<span style="font-family:verdana;"><span style="font-size:130%;"><span style="color:#333333;">Was spukt denn da?</span><br /></span><br />Anthroposophen sind ein ziemlich individualistisches Völkchen, lesen gerne, sind immer interessiert und diskussionsfreudig. Das ist eine ganz und gar traumhafte Klientel für ein wissenschaftliches Werk. Die meisten geschichts- wissenschaftlichen Habiltationsschriften werden für die Wissenschaft geschrieben. Das heißt, es liest sie überhaupt niemand, außer dem/der Fachhistoriker-Kollegen/In, der/die notwendigerweise darauf zurückgreifen muss, um damit zu dokumentieren, dass er/sie alle für das eigene Forschen themenrelevanten Abhandlungen wahrgenommen hat. Deshalb werden solche Bücher normalerweise nur von wissenschaftlichen Bibliotheken erworben. Stört ja auch niemand. Für den wissenschaftlichen Ruf zählt ohnehin nur die Anerkennung durch die Fachkollegen. Wer sich mit Plebs abgibt steht in Wissenschaftlerkreisen immer erst einmal unter Generalverdacht. Es ist deshalb sehr außergewöhnlich, wenn ein wissenschaftliches Werk, wie <a href="http://www.v-r.de/de/titel/352555452/">"Die Anthroposophie in Deutschland" von Helmut Zander</a> nach wenigen Monaten bereits in die zweite Auflage gehen muss und in der Presse mehrmals besprochen wird. Helmut Zander ist sicher nicht der am meisten angesehene oder innovativste Historiker Deutschlands, vielleicht aber der zurzeit glücklichste.<br /><br />NWA1 kann wieder einmal zwei Recherche-Funde vorweisen. Schließlich scheint es ja sein allerliebstes Hobby zu sein, sämtliche anthroposophischen Medien zu durchforsten. Vermutlich sitzt es täglich in der Bibliothek des örtlichen Zweiges der Anthroposophischen Gesellschaft, wartet auf neues verwertbares Material, lernt auch manchmal was vernünftiges, sieht dort nette, freundliche Menschen, und vor allem spart es auf diese Weise sogar Heizkosten, was für jemand der sonst nichts besseres zu tun hat, angesichts der kalten Jahreszeit und der hohen Öl- und Gaskosten sicher gar nicht einmal das Dümmste ist.<br /><br />"Ein Gespenst geht um in der anthroposophischen Gesellschaft", jauuuuult NWA1. Das finden wir klasse. Solange es so nett ist wie <a href="http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.preussler.de/bilder/buecher/gespenst.jpg&imgrefurl=http://www.preussler.de/werke/kinderbuecher07.html&h=173&w=128&sz=20&hl=de&start=6&um=1&tbnid=8NUEsgsyEFjuDM:&tbnh=100&tbnw=74&prev=/images%3Fq%3D%2522Das%2Bkleine%2BGespenst%2522%26svnum%3D10%26um%3D1%26hl%3Dde%26sa%3DN">"Das kleine Gespenst" von Otfried Preußler </a>oder so lustig wie <a href="http://www.huibuh.film.de/">Bully Herbig als "Hui Buh"</a> trägt das ja regelrecht zur Abwechslung bei.<br /><br />Wer es merkwürdig finden sollte, dass jemand seine Freizeit damit verbringt, sich voll, ganz, verkannt und unentlohnt der Beschäftigung mit einer Sache zu widmen, die er eigentlich total doof findet, sollte immerhin bedenken, dass es NWA1 um nichts geringeres geht, <a href="http://www.novo-magazin.de/73/novo7322.htm">als im Sinne einer Orientierungshilfe konfessionell nicht ganz gefestigte Mitmenschen und Eltern über die Anthroposophie und vor allem die Waldorfpädagogik aufzuklären</a>, denn dass das erstere ganz schlimm ist, das gehört für NWA1 ohnehin zu den "unumstößlichen Wahrheiten", und beim letzteren handelt es sich nach NWA1s Ansicht um eine perfide Taktik der Anthroposophen, noch ungeformte, unschuldige Kinderseelen, vom Schoße ihrer eigentlichen geistigen Bestimmung hinwegzulocken, und hinzuführen zu den Inhalten der Anthroposophie, welche NWA1 als irrationale, wenig gottgefällige, kurzum "gefährliche Wissenschaften" ansieht.<br /><br /><a href="http://rudolf-steiner.blogspot.com/2007/11/gefhrliche-wissenschaften.html">Wie NWA1 herausgefunden hat</a>, sehen einige Anthroposophen den Diskurs mit dem Historiker Zander kritisch, beziehungsweise finden ihn nicht sinnvoll. Aber die Anthroposophenschaft ist ein ziemlich bunter Haufen. Die reinste Papageienvoliere. Zugegeben, es geht dort manchmal etwas chaotisch zu. Aber das ist auch gut so. Denn so sehen sie eben aus, die fröhlichen Anthro-Wissenschaftler, die sich somit von einem drögen Monologisieren und Zensieren im Stile der Nachrichten der Anthroposophie niveauvoll abheben. Wenn engagiert im Sinne eines freien, produktiven Austausches diskutiert wird, dann können sich letztendlich wirklich interessante Gedanken herauskristallisieren.<br /><br />Besonders ans Herz gelegt werden kann zum Beispiel das, <a href="http://www.info3.de/ycms/download/1007-uhlenhoff.pdf">was Rahel Uhlenhoff zu Zanders "Anthroposophie in Deutschland" schreibt</a>. Auch Robin Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle Kulturimpuls, hat sich bereits mehrfach auf sachlich hohem Niveau zu Zanders Opus geäußert, <a href="http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=10229&count=6157&recno=66&type=rezbuecher&sort=datum&order=down">zuletzt mit seiner Rezension auf H-Soz-U-Kult</a>, dem bedeutendsten Internetmedium von und für Fachhistoriker. Nicht dass dies nach NWA1s Gusto wäre, der nichts außer Lobeshymnen gelten lassen würde, da einerseits nur solche für seine Zwecke sachdienlich, andererseits er auch offensichtlich nicht reflektiert genug ist, um zu verstehen, dass historische Deutung nicht enzyklopädisch zu verstehen ist, sondern in einem Diskurs, dessen Auslotungen immer wieder neu in Frage gestellt werden müssen, und dessen Horizonterweiterung nicht eine Gefahr, sondern sogar ein permanentes Desiderat darstellt.<br /><br />Rahel Uhlenhoff zeigt überzeugend einige Grenzen auf, denen Zanders Arbeit unterliegt. Bezüglich einer Deutung von Anthroposophie unterliegt Zander einem methodischen Problem.<br /><br /><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>"Das „Entrebillet in die scientifi c community“ bestand daher, wie Zander sagt, in dem „programmatischen Versuch, Fakten und Deutung zu trennen.“ Das Problem besteht im Hinblick auf die Anthroposophie allerdings darin, dass sie nicht nur im eminenten, sondern auch im immanentesten Sinne aus Deutungen besteht. Wer nur ihre gedanklichen Ausfl üsse in Steiners Gesamtausgabe studiert, aber nicht nach der Quelle dieser Gedanken: Rudolf Steiners hellsichtiger Forschung in der<br />„geistigen Welt“ fragt oder fragen darf, der bleibt strukturblind im Vorhof des zentralen Deutungshofes stehen, da Deutung sich nie von außen, sondern nur von innen her in Tiefengraden erschließen lässt.<br />[…]<br />Und dann zeigt er im Gespräch die Konsequenzen auf: „Wer diesen Preis nicht bezahlt, der hat zu 99 Prozent keine Chance ins akademische Milieu unter Gleichberechtigte zu kommen, Gehör zu finden und sich an den Deutungs- auseinandersetzungen über Steiners Werk zu beteiligen.“ Wer diesen Preis aber bezahlt, der hat zu 99 Prozent keine Chance, Rudolf Steiners Werk, die Anthroposophie, aus ihren eigenen Deutungsbedingungen heraus zu verstehen.<br />Umgekehrt ausgedrückt: wer sich für das „höhere Ich“ im Menschen und die „höheren Erkenntnisse“ aus der „geistigen Welt“ methodenbewusst borniert, der kann an ihrer statt im Allgemeinen nur „niedere Triebe“ im Menschen und in der Geschichte am Werke sehen und im Besonderen Steiner politisch als „kühlen Machiavellisten“ mit pseudowissenschaftlich „esoterischem Überbau“ verstehen. Helmut Zander hat die Anthroposophie fünfzehn Jahre erforscht und bleibt dabei konsequent im Vorhof des anthroposophischen Deutungshofes stehen. In seinem Werk überschreitet Zander auf 1880 Seiten kein einziges Mal die seit Immanuel Kant der Wissenschaft gezogene Erkenntnisgrenze von äußeren Fakten zu inneren Deutungen.<br />[…]<br />Soviel Arbeitskraft und Akribie für sowenig Sinnstiftung und Selbstverwirklichung<br />ist eine einzige Hommage an die Historikerzunft, im weiteren Sinne an das im „existentiellen Sinne sinnlose Unternehmen“ Wissenschaft und im weitesten Sinne an die protestantische Arbeitsethik unserer (Post-)Moderne. Die Anthroposophen dürfen Helmut Zander für seinen Fleiß und seine selbst so geschätzte „hochinnovative Handarbeit“ von Quellensammlung, -sichtung, -lektüre, -kritik und -analyse der Fakten von Herzen danken. Doch sie müssen ihm, seiner heuristischen Gebundenheit eingedenk, geistig in seiner Deutung gewiss nicht folgen."</strong></span></span></blockquote><span style="font-family:verdana;color:#666666;"><strong><br /></strong></span><p align="left"><span style="font-family:verdana;color:#666666;"><strong></p></strong></span><span style="font-family:verdana;">Dass einerseits diese Kritik Uhlenhoffs tatsächlich ein Kernproblem in Zanders Werk anspricht, andererseits Zander als Geschichtswissenschaftler vielleicht doch einen größeren Speilraum hatte, als er wohl zu haben glaubte, erkennt man am besten daran, dass selbst <a href="http://www.ruhr-uni-bochum.de/lehrstuhl-ng3/">ein bekannter Historiker wie Lucian Hölscher</a>, der weder Anthroposoph noch Anthroposophiekritiker ist, sondern einfach nur einer der wenigen deutschen Historiker, die sich über die Hintergründe des eigenen Faches auf profunde Art und weise Gedanken machen, unabhängig von Uhlenhoff zu fast dem selben Urteil kommt:<br /><br /></span><span style="font-family:verdana;"></span><span style="font-family:verdana;"></span><blockquote><p align="left"><span style="font-family:verdana;color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong>"Ihre Grenzen findet Zanders Methode allerdings beim Verzicht auf eine eigene systematische Auseinandersetzung mit Steiners Lehren und Anschauungen. So kann er, um nur zwei Beispiele zu geben, zwar schon frühzeitig die Wurzeln für die Konzeption einer objektiven Erkenntnis aus purer Anschauung in dessen Rekonstruktion von "Goethes Weltanschauung" aufsuchen; beim Versuch, diese Konzeption zu verstehen, lässt er den Leser aber doch recht ratlos zurück. Hier setzt eine Distanznahme des Historikers von der Aufgabe des Verstehens ein, die umso misslicher ist, als sie zwischen den Zeilen eine nicht ausgeführte Kritik von Steiners Konzeption vermuten lässt. Ihre Ausführung hätte wohl auch bei der Rekonstruktion von Steiners Erkenntnistheorie nicht ganz so rasch vor dessen Inanspruchnahme einer schauenden Erkenntnis nicht nur auf Quellelektüre, sondern auch auf innerer Ergänzung, auf einer Schau des Ganzen einer historischen Idee beruht, schon zu den Grundkonzeptionen des frühen Historismus, etwa bei Humboldt oder bei Droysen. Zander geht nur ansatzweise in solche Kontroversen mit sachlichen Argumenten hinein. Wie die Ablehnung ihn nicht zum Feind, so hätte ihn aber wohl auch eine partielle Zustimmung nicht gleich zum Parteigänger der Anthroposophie machen müssen".</strong> (Süddeutsche Zeitung vom 25.10.2007)<br /></span></p></span></blockquote><span style="font-family:verdana;"><br />Solch ein Urteil ausgerechnet aus der Feder eines Kollegen lesen zu müssen, der in der Historikerzunft hohes Ansehen genießt und gegenwärtig wohl <a href="http://www.wallstein-verlag.de/9783892446644.html">einer der bedeutendste Köpfe der geschichtswissenschaftlichen Theorie</a> ist, wäre für Zander eigentlich ziemlich niederschmetternd, wenn sein Buch nicht insgesamt ein solch breites Echo in der Presse und solch guten Absatz gefunden hätte. Und zu seiner Ehrenrettung darf immerhin gesagt werden, dass seinen Fleiß beim Zusammentragen der Quellen Hölscher wie auch Uhlenhoff ausdrücklich loben. Zanders Buch leidet an einem Spannungsverhältnis zwischen Zanders einerseits hochinnovativer Handarbeit und dem methodisch missglückten Versuch, daran eine dem Gegenstand entsprechende Deutung anzuschließen. Was Hölscher bereits andeutet, dass Zanders Arbeit nicht wertefrei ist, sondern eine Kritik von Steiners Konzeption vermuten lässt, darauf weist auch Uhlenhoff hin und analysiert dies bereits anhand einiger Beispiele.<br /><br />Rahel Uhlenhoffs und Robin Schmidts Kritik an Zanders Werk ist vor allem deshalb so erfreulich, weil sie trotz aller substantiellen Kritik beide keinerlei Schwierigkeiten haben, Zanders Verdienste um eine historische Kontextualisierung von Steiners Werk zu loben. Es soll weitergeforscht werden. Ganz richtig stellt Robin Schmidt <a href="http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=10229&count=6157&recno=66&type=rezbuecher&sort=datum&order=down">in seiner H-Soz-Kult-Rezension </a>des Zanderschen Buches fest:<br /><br /><blockquote><p align="left"><strong><span style="font-size:85%;color:#666666;">"Klar ist trotz dieser Kritikpunkte, dass diese Publikation ein zentraler Bezugspunkt sein wird, wenn künftig über die Geschichte der Theosophie und Anthroposophie in Deutschland geforscht wird. Alle Kapitel sind reich an Anregungen und bieten Fragestellungen für Dutzende von Forschungsvorhaben, die die überaus ideenreich, teils historisch profund, teils assoziativ angerissenen geschichtlichen Kontexte der Anthroposophie ausarbeiten oder in Abgrenzung konträre Blicke entwerfen könnten." </span></strong></p></blockquote></span><span style="font-family:verdana;">Das ist eben der Unterschied. Für die einen ist Zanders Werk wissenschaftlich interessant und Anlass über weitere Fragestellungen und Forschungsvorhaben nachzudenken. Für NWA1 ist es eine Diskreditierungshalde.<br /><br /></span></span><span style="font-family:verdana;"></span>Nachsichten aus der Welt der Anthroposophiehttp://www.blogger.com/profile/18388012914160408342noreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-74398704762686444082007-11-07T23:55:00.001+01:002008-09-16T23:34:10.670+02:00Schlachtrufe und Hilferufe<span style="font-size:130%;color:#333333;">Die Welt, sie wirbelt und wankt</span> <br /><br />Ob erst ein spirituelles Selbstverständnis den Anthroposophen ermöglicht, zu historischen oder gegenwärtigen (welt-)politischen Umständen ein Urteil zu finden, wie es <a href="http://rudolf-steiner.blogspot.com/2007/11/schlachtrufe-und-hilferufe.html" target="_blank">NWA 1</a> nahelegt, sei mal dahingestellt. Fest steht, dass unter einigen Anthroposophen eine tief empfundene Überlegenheit der anthroposophischen Weltdeutung anzutreffen ist. Dabei werden historisch-kritische Erkenntnisse der konventionellen Wissenschaft oftmals hartnäckig ignoriert. Das betrifft jedoch nicht nur Werke, wie das von <a href="http://www.v-r.de/de/titel/352555452/?sn=v87tc9i6jhhnuch8oph632li34" target="_blank">Helmut Zander</a> oder anthroposophie-kritischen Journalismus wie er in <a href="http://info3.de" target="_blank">Info3</a> stattfindet, sondern es betrifft vor allem den Umgang anthroposophischer Verantwortungsträger mit rassistischen oder antisemitischen Aussagen Rudolf Steiners (vgl. <a href="http://steiner-rudolf.blogspot.com/2007/11/rudolf-steiners-verlag.html" target="_blank">Rudolf Steiners Verlag</a>). <br /><br />Wenn man besagte Passagen in Steiners Werk endlich auch offziell von Seiten des Bundes oder der AAG als das bezeichnen würde, was sie sind, nämlich rassistisch und antisemitisch, dann bestünde die Hoffnung, sich mit einer solch unzweideutigen Stellungnahme der Vereinnahmung durch Nazis zu entziehen. So lange man sich aber weigert, etwas anzuerkennen, was offensichtlich ist, eben an der Doktrin festhält, Steiner habe nichts Rassistisches oder Antisemitisches geschrieben, so lange wird man auch damit leben müssen, dass Rudolf Steiner von Nazis - und sei es implizit - vereinnahmt wird, so wie jüngst geschehen im <a href="http://www.vanityfair.de/articleprint/agenda/horst-mahler/2007/11/01/04423/" target="_blank">Vanity-Fair-Interview</a>. Dort lässt sich nachlesen, wie der von Michel Friedman befragte Horst Mahler Denkfiguren zum Besten gibt, die auch unter Anthroposophen verbreitet sind. <br /><br />Wo Mahler gern vom deutschen Geist spricht, hört man Anthroposophen gern vom Geist Mitteleuropas sprechen. Nach Mahler wird der deutsche Geist <i>"in der Welt herrschen"</i>, aber nicht nur das, er <i>"macht frei"</i>. Solche Vorstellungen von einer Mission des <i>"deutschen Geistes"</i> sind durchaus Steiner kompatibel, wenn man Steiner entsprechend interpretiert. Und das wird von vielen Anthroposophen gemacht. Bei ihnen ist dann etwa von der besonderen Aufgabe Mitteleuropas, dem Impuls Mitteleuropas oder der geistigen Identität Mitteleuropas die Rede. <br /><br />Anthroposophische Vorstellungen von einem mitteleuropäischen Geist, der gleichsam vom Christus-Impuls getragen wird und in der Welt für Besserung sorgen soll, sind vereinbar mit nationalsozialistischen Vorstellungen über die Mission Deutschlands und mit solchen über den <i>"deutschen Geist"</i> von Neonazis à la Mahler. Mahler gelingt es also problemlos, Rudolf Steiner in seine faschistoide Weltanschauung einzubauen. Die Anthroposophen müssen sich mal hinsetzen und gut überlegen, warum das so ist. <br /><br />Angesichts der Tatsache, dass die Anthroposophie kein Historiker-Verein ist, gibt es zwar erstaunlich viele Publikationen zu geschichtlichen Themen von anthroposophischen Autoren; einige davon sind durchaus von Sachkenntnis im Sinne akademischer Konventionen geprägt. Eines, das sich mit der Frage auseinandersetzt, warum bestimmte anthroposophische Vorstellungen offenbar prima anschlussfähig sind zu den Ansichten von Nazis und Neo-Nazis, ist jedoch noch nicht geschrieben worden. Es wäre an der Zeit. <br /><br />Wie sieht es aber mit Rudolf Steiner selbst aus? Ist es nicht eine nun ja, doch sehr schlichte Interpretation Steiners, wenn man sein Eintreten für Individualität und Freiheit auf eine national bzw. territorial gebundene Mission beschränkt? Und geht es hier nicht auch darum, sich nicht die Deutungshoheit aus der Hand nehmen zu lassen? Das An-ein-Territorium-Gebundensein von geistigen Entwicklungen ist typisch für das 19. Jahrhundert (bis hin zum Zionismus) und man sollte meinen, dass Steiner sich dessen bewusst war, dieses Scholle-Geist-Denken aber verwendete, um seine denkpädagogischen Impulse eingängiger veranschaulichen zu können, so wie er es auch mit kirchlich-christlichen Vorstellungen tat. Er versuchte damit Reklame zu machen. <br /><br />Man muss, um einer Vereinnahmung durch Nazis entgegenwirken zu können, den Gedanken der Freiheit losgelöst von altbackenen heilsgeschichtlichen Missionen bewerben. Die Freiheit wie sie in Steiners "Philosophie der Freiheit" im Mittelpunkt steht, die Liebe zum Denken, hat keine Mission, hat kein Ziel, dass auf einem entfernten Punkt einer gedachten Zeitliste erreicht wäre, sondern sie findet jetzt statt, wenn wir wollen.<br /><br />Genau da setzt z. B. Sebastian Gronbach an, wenn er zuletzt in seinem <a href="http://anthronrw.blogspot.com/" target="_blank">Blog</a> eine kämpferische Anthroposophie beschreibt, für eine <i>"Wiederbewaffnung des Guten"</i> plädiert und Gleichgesinnte dazu aufruft, <i>"einen Diskurs darüber zu führen, welche Waffen, welche Kriegskunst und was für Schlachtrufe das Gute braucht"</i>. Sebastian Gronbach ist ein Mündungs-Mensch, der sich aus Liebe zum Menschen für eine Verwirklichung der Philosophie der Freiheit im Hier und Jetzt engagiert. Anthroposophie - Liberté toujours!Unknownnoreply@blogger.com14tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-62051278028037543502007-11-03T20:08:00.000+01:002007-11-03T20:15:34.391+01:00Schöne Wissenschaften<div align="left"><span style="font-size:130%;"><span style="color:#333333;">Lévi-Strauss, Feyerabend, Schrödinger, Heisenberg und das Ende der Beschränktheit</span><br /></span></div><div align="right"><br /><em><span style="color:#666666;">Der Vorteil der Klugheit besteht darin,<br> dass man sich dumm stellen kann.<br> Das Gegenteil ist schon schwieriger.<br></em></span><span style="color:#666666;">Kurt Tucholsky</span><br /></div><div align="right"></div><div align="left"><br />1. Das Wuchern der Begriffe entspricht, ganz wie in den Berufssprachen, einer intensiveren Aufmerksamkeit für die Eigenheiten des Wirklichen, einem wacheren Interesse für die Unterscheidungen, die man einführen kann. Dieser Drang nach objektiver Kenntnis ist einer der am meisten vernachlässigten Aspekte des Denkens derer, die wir "Primitive" nennen. Wenn er sich auch selten auf Wirklichkeiten jener Bereiche richtet, mit denen sich die moderne Wissenschaft befasst, schließt er dennoch vergleichbare intellektuelle Verfahren und Methoden der Beobachtung ein. In beiden Fällen ist das Universum mindestens ebenso sehr Gegenstand des Denkens wie Mittel zur Befriedigung von Bedürfnissen.</div><div align="left"><br />2. Man braucht eine Traumwelt, um die Eigenschaften der wirklichen Welt zu erkennen, in der wir zu leben glauben (und die in Wirklichkeit vielleicht nur eine andere Traumwelt ist). Der erste Schritt in unserer Kritik gewohnter Begriffe und Verfahren, der erste Schritt in unserer Kritik von "Tatsachen" muss also ein Versuch sein, den Kreis zu durchbrechen. Wir müssen ein neues Begriffssystem erfinden, das den besten Beobachtungsergebnissen widerspricht, die einleuchtendsten theoretischen Grundsätze außer Kraft setzt und Wahrnehmungen einführt, die nicht in die bestehende Wahrnehmungswelt passen.</div><br />3. Auf der einen Seite die Naturforscher, auf der anderen die Metaphysiker - sowohl die öffentlich bestallten wie die forschenden - waren sich doch darüber klar, dass ihr Streben nach tieferer Einsicht sich letzten Endes auf denselben Gegenstand bezog: auf den Menschen und seine Welt. (…) Es ist betrüblich zu sehen, wie die Menschheit demselben Ziel auf zwei verschiedenen und schwierig gewundenen Pfaden zustrebt, mit Scheuklappen und zwischen trennenden Wänden, ohne jeden Versuch, durch Vereinigung aller Kräfte, wenn nicht ein volles Verständnis der Natur, eine schlüssige Antwort auf die Frage: was ist der Mensch? zu erreichen, so doch wenigstens das tröstliche Bewusstsein des Strebens nach ein und demselben Ziel. Das ist ein trauriger Anblick, schon deshalb beklagenswert, weil die Grenzen des Erreichbaren viel enger abgesteckt werden, als wenn alle verfügbaren Geisteskräfte vorurteilslos vereint eingesetzt würden.<br /><br />4. Wissenschaft wird von Menschen gemacht. Dieser an sich selbstverständliche Sachverhalt gerät leicht in Vergessenheit, und es mag zur Verringerung der oft beklagten Kluft zwischen den beiden Kulturen, der geisteswissenschaftlich-künstlerischen und der technisch-naturwissenschaftlichen, beitragen, wenn man ihn wieder ins Gedächtnis zurückruft.<br /><br /><br /><em><span style="font-size:85%;color:#666666;">Mit posthumem Dank an die Autoren Claude Lévi-Strauss (1., zitiert aus "Das wilde Denken"), Paul Feyerabend (2., zitiert aus "Wider den Methodenzwang"), Erwin Schrödinger (3., zitiert aus "Die Natur und die Griechen"), Werner Heisenberg (4., zitiert aus "Der Teil und das Ganze")</span></em>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-39469190232688521252007-11-03T15:27:00.000+01:002007-11-03T15:29:57.798+01:00Theos Opfer<span style="font-size:130%;color:#333333;">Der kleine Theo, E. E. Evans-Pritchard und die Witchcraft bei den Zande</span><br /><br />Im damaligen anglo-ägyptischen Sudan begann der Anthropologe Edward Evan Evans-Pritchard 1927 im Auftrag der britischen Krone seine Feldforschung bei den Zande. Man wollte herausfinden, wie dieses fremde Volk organisiert war, um als Kolonialmacht vor Überraschungen gefeiht zu sein. Das Ergebnis der insgesamt fast vierjährigen Feldforschung Evans-Pritchards geriet jedoch ganz unabhängig vom ursprünglichen Zweck zu einem Meilenstein ethnologischer Forschung und initiierte in der gegenüber den primitiven Wilden auf der anderen Hälfte des Globus vorurteilsbeladenen europäischen Intelligenzija das Interesse an der Auseinandersetzung mit fremdkulturellen Weltsichten, die bei näherer Prüfung nicht in Opposition zur scheinbar allein in der aufgeklärten europäischen Kultur beheimateten Vernunft standen, sondern sie dort in jeweils spezifischer Weise ergänzten, wo die fortschrittliche Zivilisation ein phantasieloses Loch namens Zufall gegraben hatte.<br /><br />Eines Nachmittags - Evans-Pritchard war bei den Zande gerade etwas eingemeindet - war ein kleiner Junge verschwunden; nennen wir ihn hier "Theo". Theo sollte irgendeiner Aufgabe nachkommen, die ihn vom Dorf wegführte und als er nach einer angemessenen Zeit nicht wieder aufgetaucht war, machte man sich auf die Suche. Man fand ihn schließlich - lebend, aber schmerzgekrümmt und unfähig weiterzulaufen in der Steppe liegend. An seinem Bein klaffte eine kleine Wunde.<br /><br />Evans-Pritchard, der im Dorf geblieben war, konnte den Jungen nach dessen Rücktransport besuchen. Ein Medizinmann stand als Wortführer einer kleinen Gruppe an Theos Lager; man debattierte, welches Orakel man anwenden solle, um herauszufinden, wer aus dem Dorf dem kleinen Jungen das angetan hatte. Es gab in der Gruppe keinen Zweifel: Irgendein Dorfmitglied hegte eine böse Absicht gegen Theo und hatte einen Zauber gesandt, der ihn in seine missliche Lage gebracht hatte.<br /><br />Evans-Pritchard hörte eine zeitlang zu und fragte dann, ob er sich Theos Wunde einmal ansehen dürfe. Es wurde ihm gewährt. Der Brite brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass es sich um einen Schlangenbiss handelte. Er wandte sich an den Medizinmann und bemühte sich, ohne Überheblichkeit und mit größter freundlicher Vorsicht seine Entdeckung zu kommunizieren, dass hier nicht ein übersinnlich-fauler Zauber, sondern eine ganz weltliche Giftschlange ihre Arbeit getan hatte. Man solle sich doch bitte möglichst schnell um die Wunde und das sich im Körper ausbreitende Gift kümmern und nicht kostbare Zeit mit unsinnigen Spekulationen vertun.<br /><br />Was nun geschah, hat Evans-Pritchards Sicht auf die primitiven Wilden, unter denen er sich zu befinden glaubte, und ihren prärationalen Hokuspokus schlagartig und nachhaltig verändert: Der Medizinmann sah ihn zunächst lange und sicher auch ein wenig mitleidig an. Dann antwortete er. Er nannte dem Ethnologen die Schlangenart, das Alter der Schlange, die den Jungen gebissen hatte, die Wirkungsweise ihres Giftes und die in der Naturmedizin der Zande erfolgreich eingesetzten Gegenmittel (die schon längst ergriffen worden waren). Natürlich, gab der Medizinmann zu verstehen, sei das ein Schlangenbiss; was um alles in der Welt solle es denn wohl sonst sein?<br /><br />Der verdutzte Evans-Pritchard fragte, wozu denn dann das Orakel dienen solle, warum man über einen bösen Zauber spreche, wenn man doch wisse, dass es eine Schlange gewesen sei, die den Jungen verletzt und wenn man bereits alles getan habe, was medizinisch erforderlich sei. Abermals blickte ihn der Medizinmann lange und sicher auch ein wenig belustigt an. Ein Junge, sagte er schließlich, hat eine Wunde am Bein und kann nicht mehr laufen. Die Ursache dieser Wunde ist eine Schlange, die ihn gebissen hat. Aber warum hat <em>diese</em> Schlange <em>diesen</em> Jungen <em>heute</em> und <em>an jenem Ort</em> gebissen?Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-90236529949738690302007-11-03T12:57:00.000+01:002007-11-03T13:35:47.351+01:00Rudolf Steiners Verlag<span style="font-size:130%;color:#666666;">Fortgesetzte Langeweile im Zollernalbkreis</span><br /><br />Michl Grandt - bekannt durch den hinten gleichnamigen Bruder Guildo - ist auch nur ein Mensch. Ihm ist, wie anderen Menschen, oft sehr langweilig. Stricken hatte er bereits versucht - mit nur mäßigem Erfolg. Die Koizucht ist eingegangen, Briefmarken gibt's keine schönen mehr und die Playstation befriedigt einen Intellektuellen vom Schlage Grandts höchstens mal zehn Jahre lang. Also nutzt er die Gunst der durch den Indizierungsantrag gegen Steiner uffjerechten Stunde und <a href="http://www.suedwest-aktiv.de/region/hohenzollerischezeitung/hechingen/3130583/artikel.php">erstattet bei der Kripo Balingen Strafanzeige</a> wegen Volksverhetzung und Rassendiskrimierung gegen den Rudolf-Steiner-Verlag in Dornach/Schweiz.<br />Sicherlich begründet Grandt seine Strafanzeige irgendwie. Vermutlich sogar so hervorragend, dass er nicht einmal umgehend an das zentrale Fundbüro des Kantons Solothurn weiter verwiesen wird, das wohl eigentlich für alte Klamotten aus dem Raum Dornach zuständig ist.<br />Wie auch immer: Jedenfalls scheint Herr Grandt ein Buch gelesen zu haben. Und zwar Rudolf Steiners <em>Gesammelte Aufsätze zur Literatur 1884-1902</em> (zur Erläuterung: 1884-1902 ist lange her). Das ist besonders löblich - auch wenn der Trend in der kulturellen Elite inzwischen zum Zweitbuch geht. In diesem Buch ist Mick Grandt auf eine völlig unbekannte Passage gestoßen - ganz so, wie es einem geschehen kann, der sich lesend eines Buches zu bemächtigen sucht. Die Passage - ich kann sie inzwischen auswendig - lautet:<br /><br /><br /><br /><blockquote><strong><span style="font-size:85%;color:#666666;">"Was aber hat die Kritik aus diesem ‚Homunkulus' gemacht? Sie hat ihn herabgezerrt in den Streit der Parteien, und zwar in die widerlichste Form desselben, in den Rassenkampf. Es ist gewiss nicht zu leugnen, dass heute das Judentum noch immer als geschlossenes Ganzes auftritt und als solches in die Entwicklung unserer gegenwärtigen Zustände vielfach eingegriffen hat, und das in einer Weise, die den abendländischen Kulturideen nichts weniger als günstig war. Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion allein, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise. Der Unbefangene hätte nun glauben sollen, dass die besten Beurteiler jener dichterischen Gestalt, die Hamerling der eben berührten Tatsache gegeben hat, Juden seien. Juden, die sich in den abendländischen Kulturprozess eingelebt haben, sollten doch am besten die Fehler einsehen, die ein aus dem grauen Altertum in die Neuzeit hereinverpflanztes und hier ganz unbrauchbares Ideal hat. Den Juden selbst muss ja zuallererst die Erkenntnis aufleuchten, dass alle ihre Sonderbestrebungen aufgesogen werden müssen durch den Geist der modernen Zeit. Stattdessen hat man Hamerlings Werk einfach so hingestellt, als wenn es das Glaubensbekenntnis eines Parteigängers des Antisemitismus wäre."</span></strong><br /></blockquote><br /><br />Grandt sieht in diesem Passus nun alle Straftatbestände der Volksverhetzung und der Rassendiskriminierung erfüllt. Denn es ist ganz klar: Erstens haben wir es mit einer diskriminierten Rasse zu tun - der jüdischen Geistesart. Zweitens ist es natürlich eine aus reinem Hass geborene Volksaufstachelung sondergleichen, wenn einer wie Steiner im ausgehenden 19. Jahrhundert daherkommt und inmitten einer von antisemitischen Tiraden bereits deformierten Gesellschaft die Assimilation der Juden in die abendländische Kulturwelt fordert.<br /><br />Betroffen von den Auswirkungen dieser entzückenden Kaffeefahrt eines im Sinkflug begriffenen Intelligenzquotienten sind neben dem Steiner-Verlag übrigens auch zwei (sic!) deutsche Buchhandlungen, die den genannten Band der Steiner-Gesamtausgabe frei verkaufen und die aus diesem Grund in Grandts Strafanzeige einbezogen wurden.<br />Entweder ist es der ungeheuren Dringlichkeit der Mission geschuldet, dass Grandt nicht viel Zeit für Recherchen hatte oder der Mann <em>kann</em> einfach nur bis zwei zählen, so dass ihm entgehen musste, dass neben dem anthroposophischen Szenebuchversand Amazon schätzungsweise mehrere hundert Literatur-Dealer in Deutschland den Steiner-GA-Band 32 interessierten Kunden über dem Ladentisch zum Kauf anbieten.<br /><br />Die Geschichte ist damit allerdings noch nicht zu Ende, denn dem guten Mick ist anscheinend <em>wirklich</em> langweilig. Auf den auch andernorts zu findenden oben stehenden satirischen Kommentar hin bekam dessen Autor am 23. Oktober eine E-Mail. Meister Grandt muss an jenem Morgen einen Clown gefrühstückt haben, denn dieser elektronischen Post ist folgendes zu entnehmen ("Grammatik" und "Orthographie" in Originaltreue):<br /><br /><br /><blockquote><span style="color:#666666;"><strong><span style="font-size:85%;">"Sie haben Glück, dass ich mich aufraffe, auf Ihr Geschmiere, das jeden journalistischen Grundsätzen entbehrt, ehrverletzend und rufschädigend wirkt, überhaupt antworte, aber ich habe Spaß daran, mich mal auf Ihr Niveau zu begegeben. Und Achtung, jetzt begebe ich mich auf Ihr Niveau: "Sie sind bestimmt auch so ein ausgemergelter, Müsli-essender, verknöcherter Versteinerte, der nicht genug Arsch in der Hose hat, mit einem Kritiker mal Auge in Auge zu diskutieren und zwar sachlich und nicht beleidigend und diffamierend, was ja für Ihre 'Sekte' spricht.? Ich bin gespannt, ob Sie genug E... in der Hose haben, diesen Leserbrief zu veröffentlichen?"</span></strong><br /></span></blockquote><br />Habe ich, Herr Grandt. Gar kein Problem. Und da es sechs waren, die ich nach dem letzten Einkauf dort ganz vergessen hatte (vgl. <a href="http://steiner-rudolf.blogspot.com/2007/10/unbefleckte-fortpflanzung.html">Unbefleckte Fortpflanzung</a>), reicht der Rest sogar noch für den Pfannkuchenteig.<br /><br /><em><span style="font-size:85%;color:#666666;">(Veröffentlichung bei den Nachsichten mit freundlicher Genehmigung des Autors)</span></em>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-32663951465580104672007-10-26T23:05:00.000+02:002008-12-11T07:01:48.607+01:00Unbefleckte Fortpflanzung<span style="font-size:130%;color:#333333;">Advanced kisses oder: Sex im anthroposophischen Paradies</span> <br /><br />Anthroposophen leben in der freudigen Gewissheit, dass die gegenwärtige Von-vorne-oder-von-hinten-Welt der Sexualität nicht ewig währen wird. In ein paar tausend Jahren sind nach ihrer Auffassung nicht nur diverse kulturelle Differenzen aufgrund physisch-geistiger Evolution obsolet (vgl. <a href="http://steiner-rudolf.blogspot.com/2007/09/keine-prgel-kein-rassismus.html" target="_blank">Keine Prügel, kein Rassismus</a>), auch die heutigen Gender-Debatten (vgl. <a href="http://steiner-rudolf.blogspot.com/2007/10/mtter-und-helden.html" target="_blank">Mütter und Helden</a>) werden kaum mehr eine Rolle spielen. Ermöglichen unsere Geschlechtsorgane derzeit noch sinnliche Entgleisungen – man denke an Boris Becker in der Londoner Besenkammer – von Frauen wie Männern, so werden diese schändlichen Körperteile eines Tages <i>"verdorren"</i> zugunsten einer ganz neuen supersinnlichen sexuellen Potenz: <br /><br /><blockquote><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong>"Die Fortpflanzungsorgane haben am längsten ihren pflanzlichen Charakter bewahrt. Alte Sagen und Mythen berichten uns noch von Hermaphroditen, das waren solche Wesen, die keine Geschlechtsorgane von Fleisch und Blut, sondern solche von pflanzlicher Substanz besaßen. Manche glauben, das Feigenblatt, das die ersten Menschen im Paradies gehabt haben, sei ein Ausdruck der Scham. Nein, in dieser Erzählung hat sich die Erinnerung daran bewahrt, daß die Menschen an Stelle der fleischlichen Fortpflanzungsorgane solche pflanzlicher Natur gehabt haben. Und nun einen Blick in die Zukunft: Was heute noch niedrige Organe im menschlichen Körper sind, was am spätesten einbezogen wurde in die Fleischlichkeit, das wird auch am ersten wieder abfallen, verschwinden, verdorren am menschlichen Körper. Der Mensch wird nicht auf seiner jetzigen Stufe stehenbleiben. Wie er von der reinen Keuschheit der Pflanze in die Sinnlichkeit der Begierdenwelt hinabgestiegen ist, so wird er aus dieser wieder heraufsteigen mit reiner, geläuterter Substanz zum keuschen Zustande." </strong></span></span>(Rudolf Steiner, GA 100, S. 265)</blockquote><br />Rudolf Steiner war wirklich mit einer erstaunlichen Phantasie begabt, auch der Reiz im Spiel mit der Keuschheit war ihm nicht unbekannt. Aber wie vermehrt sich der Mensch, nachdem er der <i>"Begierdenwelt"</i> entronnen ist? Rudolf Steiners Blick in die Zukunft macht klar: Während unsere bisherigen Geschlechtsorgane zurückgebildet werden, kommt es gleichzeitig zu einer veritablen Weiterentwicklung des Kehlkopfs zum neuen sexuell-erotischen Zentrum. Der Mensch resp. die <i>"menschliche Substanz"</i>, vermag sich nun über die erweiterten Sprachorgane fortzupflanzen: <br /><br /><blockquote><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong>"Gewisse Organe des menschlichen Körpers sind im Zerfall, andere sind auf der Höhe ihrer Entwicklungsfähigkeit angelangt; wieder andere sind erst im Beginne ihrer Entwicklung. Zu den ersten gehören die Fortpflanzungsorgane, zu den zweiten gehört das Gehirn; zu jenen, welche erst in der Keimanlage sich befinden, gehören das Herz und der Kehlkopf und alles, was mit der Bildung des Wortes zusammenhängt. Aus ihnen werden Organe herausgebildet, welche die Fortpflanzungsorgane in ihren Funktionen ersetzen und weit überragen werden. Sie werden im höchsten Sinne willkürliche Organe werden. Wenn der Mensch in der Luft durch das Sprechen Formen erzeugt und in der Zukunft das Wort schöpferisch wirken wird, dann wird der Mensch zu jener Keuschheit zurückgekehrt sein, welche die Pflanze bewahrt hat, aber es wird eine bewußte Keuschheit sein. (…) Was auf niederer Stufe als Pflanzenkelch der Sonne entgegengestreckt wurde, was den Sonnenstrahl als Liebespfeil aufnahm, das wird auf der höheren Stufe der zukünftigen Menschheit dem Kosmos wieder zugewendet werden als Kelch, der befruchtet wird vom Geistigen aus. Dies ist dargestellt im Heiligen Gral, dem leuchtenden Kelch, dessen Erreichung dem Ritter des Mittelalters als erhabenes Ziel vorschwebte."</strong></span></span> (ebd., S. 265 f.)</blockquote><br />Pipis und Popos werden also eines Tages passé sein und wir werden neue Sex-Toys bekommen. Niemand - weder Frau noch Mann (falls es solch bipolare Geschlechter noch geben wird) - wird dann noch von diesem eigenwilligen <i>"Männlein zwischen den Beinen"</i> (<a href="http://www.egoisten.de/diskussion/page103/page103.html" target="_blank">Otto Julius Hartmann, Graz 1981</a>) dominiert werden, sondern es wird sich alles mit großer Hingabe um rosenduft-süße, vom <i>"Liebespfeil"</i> befruchtete <i>"im höchsten Sinne willkürliche"</i> Küsse drehen. Der Traum vom Liebesakt im Lichte des heiligen Grals wird wahr! <br /> <br /><p align="center"><img src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiCMCAZytGMFM9TrgGFnwjk4YYekvk9CanctTByOMY9q7nEcsw9UCF5t3Is-y-rauE_CpdUMWiJlFyzOH3aLRsY4xKOxBd6cP_kxuZNQQIT_S7f5lFIdk9aGnEZQdwZchuAbunfQlKcnOb5/s400/integral1-kl.jpg" border="0" alt="" /></p><br />So bringt Steiner auch noch den sagenhaften König Artus ins Spiel. Leider konnte Steiner die schöne Version der Artus-Sage von Marion Zimmer Bradley nicht mehr kennenlernen, aber an heutigen Waldorfschulen kommen die Schüler in den Genuss von vielen <i>"erhabenen"</i> Ritterlegenden, die von den Lehrern möglichst frei erzählt werden sollten. Ob allerdings im Fach <a href=" http://waldorfbuch.de/shop/product_info.php?products_id=284 " target="_blank">Sexualkunde</a>, das – zwar reichlich spät, aber immerhin – inzwischen in den Waldorflehrplan integriert wird, die Gestalten Igraine, Uther Pendragon, Morgaine, Artus oder Guinevere mit einbezogen werden, entzieht sich meiner Kenntnis.Unknownnoreply@blogger.com8tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-27645386049253778452007-10-26T18:04:00.000+02:002007-10-27T21:35:57.066+02:00Mütter und Helden<span style="font-family:verdana;"><span style="font-size:130%;color:#333333;">Ein blindes Huhn findet nicht immer ein Korn</span><br /><br />Zunächst ein Wort zur Kultur des Bloggens: Der Redakteur der anthroposophischen Zeitschrift </span><a href="http://www.info3.de/"><span style="font-family:verdana;">info3</span></a><span style="font-family:verdana;"> Sebastian Gronbach betreibt ein </span><a href="http://anthronrw.blogspot.com/"><span style="font-family:verdana;">privates Blog </span></a><span style="font-family:verdana;">. Er macht das nicht anonym und lässt Kommentare frei zu, was an sich nichts Ungewöhnliches ist. Trotzdem gehört offensichtlich ein gewisser Mut dazu, ist doch NWA immerhin zu feige seine Identität in derselben Art zu offenbaren und traut sich auch nicht, wie Gronbach Kommentare zuzulassen. Zumindest theoretisch – so seine vermutliche Überlegung - könnte es ja Anthroposophen geben, deren Schamgrenze genauso niedrig hängt wie die eigene. Es hat Angst vor dem eigenen Spiegelbild, was auch immer der psychoanalytische Fachausdruck für dieses Phänomen sein mag.<br /><br />Der Blogwart der Anthroposphäre entdeckte in Sebastian Gronbachs Blog die Beiträge "</span><a href="http://anthronrw.blogspot.com/2007/09/evas-snde.html"><span style="font-family:verdana;">Evas Sünde</span></a><span style="font-family:verdana;">" und "</span><a href="http://anthronrw.blogspot.com/2007/10/mythos-michael-wirklichkeit-heroismus.html"><span style="font-family:verdana;">Mythos Michael – Wirklichkeit des Heroismus</span></a><span style="font-family:verdana;">". Hier schien es ihm, dass es etwas gefunden hatte, aus dem sich eine persönliche Diffamierung schmieden lassen müsste, die einerseits alle Leser intellektuell erreicht, und obendrein sogar noch einen Aktualitätsbezug hat. Aber: Gronbach? Wer um Himmelswillen ist Gronbach? Ein Anthroposoph ist er zwar, aber einer der als Individualist gilt, als Querdenker und Tabubrecher, dessen Ansichten überhaupt nicht den anthroposophischen mainstream (wenn es so etwas gibt), oder irgendwas Hochoffizielles widerspiegeln. Egal. Es geht ja nur um ein bisschen schlechte Duftmarke bei den Anthros, und nicht um eine Referenz für eine Bewerbung bei der sowieso nicht mehr existierenden Stasi.</span><br /><span style="font-family:Verdana;"></span><span style="font-family:verdana;"><br />NWA bedient sich hierbei – wie in anderen Beiträgen auch – einer typisch deutschen Befindlichkeit, die mit der Vergangenheitsbewältigung der Bevölkerung dieses Landes zu tun hat. Bestimmte Begrifflichkeiten lassen sich mit etwas rhetorischem Geschick in eine Richtung hinbiegen, die – zumindest beim deutschen Leser - einen Reiz auslöst, der eine Distanzierungs-Reaktion zur Folge hat. Danach ist ein Diskurs über Inhalte normalerweise nicht mehr möglich. Das Ganze wird zum grotesken Selbstläufer, der sich selbst dann kaum noch stoppen lässt, wenn sich herausstellt, dass es sich beim Auslöser des Reizes (z.B. dem angeblich gefallenen verbotenen Wort) gar nicht um eine wissenschaftlich verifizierbare Tatsache, sondern nur um ein eindeutiges Missverständnis handelte. Es geht dann nur noch um die Gelegenheit, sich selber als Widerstandskämpfer zu beweisen, und sei es auch an einer Attrappe. <em>Je länger das Dritte Reich zurückliegt, umso mehr nimmt der Widerstand gegen Hitler und die Seinen zu.</em> (Johannes Gross)<br /><em></em></span><br /><span style="font-family:verdana;"><em>Die an Merkwürdigkeiten reiche Geschichte der deutschen "Vergangenheitsbewältigung" hat ein neues, bizarres Kapitel erhalten</em>, stellt die Neue Züricher Zeitung </span><a href="http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/eva_und_der_suendenfall_1.569264.html"><span style="font-family:verdana;">in einem lesenswerten Beitrag </span></a><span style="font-family:verdana;">fest. Gemeint ist der Fall Eva Herman. Von feministischer Seite wurde über Herman schon letztes Jahr die braune Keule geschwungen und dieses Mal ist aus einem – <a href="http://www.eva-herman.de/mediendarstellung/medien_darstellung_3.html">wie man inzwischen wissen kann völlig substanzlosen - Schneeball</a> eine Lawine geworden, welche den Ruf Hermans unter sich begrub. Rechts, dumm, oder beides? Mit dem Haarfarben-Indiz erreicht man auch diejenigen, die nur die fettgedruckten Titel und Fotos lesen. Nein, sie ist nicht ein eingebildetes Opfer. Die Sache hat die bis vor kurzem beliebte Moderatorin sogar ihre Stelle beim NDR gekostet.<br />Land unter. Drogen? Die deutschen Medien im kollektiven Rauschzustand? Nein, NWA, Sie unverbesserlicher Scherzkeks, es handelt sich hierbei nicht um ein "Medienspektakel", sondern um einen "Medienskandal". Die Johannes-B.-Kerner-Show vom 10.10.2007, normalerweise seichter Mainstream-Talk, mutierte zum grotesken <a href="http://www.myvideo.de/watch/2524276">"Henker-TV" (Stefan Raab). </a>Und ausschließlich <a href="http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,510511,00.html">Henryk M. Broder </a>war es wieder einmal vorbehalten, als einziger Journalist mit funktionierender Nebel-Leuchte auf der deutschen Medien-Autobahn zu fahren.<br /><br />Weder der <a href="http://www.abendblatt.de/daten/2007/09/07/791144.html">Zeitungsente des Hamburger Abendblatts</a>, die zum Beispiel in BILD-Titel übersetzt dann lautete "<a href="http://www.bild.t-online.de/BTO/leute/2007/09/09/herman-eva/muetter-werte-skandal,geo=2460722.html">Eva Herman lobte Hitlers Familienpolitik</a>", aber in irgendeiner Form überall unisono herumgeisterte und herumgeistert, noch der ignoranten Rezeption der Kernershow in den Leitmedien, ist NWA aufgesessen. Das kann der aufmerksame Leser erstaunlicherweise seinem Text entnehmen, auch wenn es bühnenwirksam mit 50 Millionen Toten auffährt, sich inhaltlich so herum windet, dass noch ein wenn auch diffuses Bessersein der NS-Zeit herausspringt, sich jedenfalls des Geruches der "persona non grata" gerne bedient. Warum springt es auf den Nazissenzug in der Form, wie es in der Presse veröffentlicht wurde, nicht auf? Weil es nicht kann! Die Seiten, auf die es in denunziatorischer Absicht verweisen muss, enthalten eine <a href="http://www.info3.de/wordpress/?p=122">Analyse des Falles Eva Herman</a>. Auf den zur Zeit im Internet kursierenden <a href="http://www.berzengeschnetz.de/blog/?p=87">Offenen Brief an Johannes B. Kerner</a> des info3-Redakteurs Felix Hau, der ein leider sehr rares Dokument von intelligentem Journalismus in der BRD ist, weist es zwar nicht hin, muss aber damit rechnen, dass seine Leser auch diesen finden. Das heißt, NWA würde sich argumentativ selber aushebeln, wucherte es mit diesem Pfund.<br /><br />Es kostet NWA zwar einige Verrenkung, aber dennoch versucht es, auch in diesem Beitrag Gemeinsamkeiten zwischen NPD und Anthroposophie zu betonen. Die Rechtsradikalen seien empört, und die Anthroposophen auch. Wie könnte es auch anders sein, bei solchen – wie NWA nicht müde wird zu behaupten - Brüdern im Geiste? Dass es da einen ganz kleinen Unterschied gibt, ist dann doch eigentlich völlig egal, oder? Die NPD instrumentalisiert Eva Herman fälschlicherweise als eine der ihrigen (wogegen diese jurtistisch vorgeht), die Anthroposophen, ähhh, nein, die Redaktion der Zeitschrift info3 (wie viele Prozent der "Anthroposophen" interessieren sich eigentlich für Herman?), interessiert sich für eine Analyse des Medienskandals, und Sebastian Gronbach hat Sympathien für Hermans Thesen, die so dumm wahrlich nicht sind. Hier ist nicht der Ort, diese umfassend darzustellen, oder ein Loblied auf sie zu singen. Nur so viel: Bedeutet es nun eine Höherbewertung des Weiblichen, wenn nur Frauen, die männlich leben und auftreten, wert geschätzt werden, oder nicht im Grunde eine Abwertung der Frau (vorausgesetzt, es gibt so etwas wie "Weiblichkeit")? (siehe z.B. diesen <a href="http://www.campodecriptana.de/blog/2007/10/11/941.html">Aufsatz von W. Stadler</a>) Ist das Revival der DDR-Idee "Krippen für alle" gut für Kleinkinder (<a href="http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=17434&CategoryID=91">natürlich nicht</a>), oder ist es nur der Versuch, Mütter mit kleinen Kindern im Sinne einer Gewinnmaximierung und Kostensenkung in den Takt der Arbeitswelt zu drängen? (<a href="http://www.eva-herman.de/familienpolitik/familienpolitik.html">Informationen auf der Hompage von Eva Herman</a>)<br /><br />Ob man Sebastians Gronbachs Sympathie für Hermans Thesen nun zustimmt oder nicht, ist jedermanns eigene Entscheidung. Eines ist jedoch klar: Es handelt sich um diskussionswürdige Thesen. Dass es einige Feministinnen, zum Beispiel Thea Dorn und Alice Schwarzer nicht lassen konnten, statt in einen sachlichen Diskurs einzutreten, lieber die braune Keule zu schwingen (z.B. Thea Dorn: Das Eva-Braun-Prinzip, TAZ vom 30.11.2006), und das beim zweiten Herman-Buch sogar <a href="http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,504723,00.html">mit Erfolg</a>, ist vielleicht ein Armutszeugnis für den gegenwärtigen Feminismus. Dass aber NWA versucht, auf diesem Zug – wider besseren Wissens – mit seinem Anthro-Kritik-Blog mitzufahren, ist nicht mal ein Armutszeignis, sondern bei Lichte besehen, eigentlich nur noch unappetitlicher Schwachsinn.<br /><br />Nach dieser peinlichen Pseudo-Kritik an anthroposophischer Wertschätzung des Mutterseins macht NWA dann noch einen Schwenk auf <a href="http://anthronrw.blogspot.com/2007/10/mythos-michael-wirklichkeit-heroismus.html">einen weiteren Blogbeitrag Sebastian Gronbachs</a>. Das dort herausgeschnittene Zitat sei Gronbachs Verständnis von Männlichkeit.<br /><br />Unterlegt wird das Ganze dann noch effektheischend mit einem Bild des Soldatenfriedhofs von Verdun, wo eine der entsetzlichsten Schlachten des Ersten Weltkrieges tobte. Damit und mit seinem letzten Satz soll des Lesers Reizsystem (Heroismus = Deutsche Weltkriegssoldaten) stimuliert werden. Das wäre an sich schon ziemlich platt, wurden doch auch unsere gegenwärtige Gesellschaftsordnung durch das Blut von Streitern für die Freiheit erkauft (z.B. 1848er Revolution, Landung der Amerikaner in der Normandie etc.), so hat das ganze ohnehin keinen Biss, da Gronbach ja von einer Haltung spricht, von Engagement. Er ist ein Fan von Paulo Coelhos "<a href="http://www.amazon.de/Handbuch-Kriegers-Lichts-Paulo-Coelho/dp/325723354X/ref=pd_bbs_sr_1/028-3409664-5025310?ie=UTF8&s=books&qid=1193421254&sr=8-1">Handbuch der Krieger des Lichts</a>". Über Coelho mag man geteilter Meinung sein, aber so schlecht oder bedenklich sind seine Geistesprodukte wohl nicht. Immerhin ist er einer der meistgelesenen Gegenwartsschriftsteller. Es gibt zwei Möglichkeiten für das Missverständnis: NWA ist so simpel gestrickt, dass das Wort Metapher (und "Krieg" ist bei Gronbach ja ganz ausdrücklich eine solche) in seinem Wortschatz nicht vorkommt, beziehungsweise, dass es gar nicht versteht, dass es auch geistige Kämpfe geben kann (und nicht nur Artilleriebeschuss vor Verdun). Oder aber das ganze ist mal wieder eine perfide Unterstellung, in der Hoffnung, die Leser würden die Bedeutungsverlagerung nicht bemerken.<br /><br />Gronbach benauptet nirgends in seinem gesamten Blogbeitrag, dass das, was er dort sagt, sein Verständnis von Männlichkeit sei. Vielleicht ist es sein Männlichkeitsverständnis, vielleicht aber auch nicht. Gronbach macht dazu keine Aussage. Deshalb muss man das wohl offen lassen. Der scheinbar logische Schwenk, den NWA vollbringt, vom weiblichen zum männlichen Pol in Gronbachs Weltbild, hat also keine Füße, schwebt frei in der Luft, beruht vielmehr nur auf des/der KritikerIn eigener Interpretation von Männlichkeit (wie käme es sonst dazu, Gronbachs Beitrag unter solchen Gender-Gesichtspunkten zu beurteilen). Damit soll nicht gesagt werden, dass solch eine Interpretation dumm oder falsch wäre, aber es ist eine, und diese beweist, dass NWA offensichtlich genauso Vorstellungen davon besitzt, was typisch männlich, und vermutlich auch, was typisch weibliche Qualitäten sind. Nur scheint es den weiblichen Qualitäten keine Wertschätzung entgegenzubringen. Wie sonst könnte es ausgerechnet Gronbach wegen seiner Laudatio auf die Weiblichkeit diffamieren wollen?</span>Nachsichten aus der Welt der Anthroposophiehttp://www.blogger.com/profile/18388012914160408342noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-89047428263297205152007-10-01T00:08:00.000+02:002007-11-03T13:29:07.986+01:00Steiner und Waldorf<span style="color:#333333;"><span style="font-size:130%;">Allerlei und ein vielfach vergessenes Gericht</span></span><br /><p><span style="color:#333333;"><span style="font-size:130%;"></span></span></p><p><br />Im Jahre 1982 beantwortet Hilde die Frage: Was sind Krautfleckerl?<br /><br /></p><blockquote><span style="font-size:85%;"><strong><span style="color:#666666;">„Krautfleckerl san a Weißkraut, a weng Zucker, a Tubn Paradeisermark und zum Schluuuss gibst die Fleckerln hinein. Dös is an tipisches arme-Leute-Essen aus Wien.“</strong> (Hilde, </span><a href="http://www.streitwiesen.org/">Jugendburg Streitwiesen</a><span style="color:#666666;">, Niederösterreich)<br /></span></span></blockquote><br /><br />Auch Rudolf Steiner hat in Wien gelebt. Er war daher relativ arm – und so hat auch er wohl einst Krautfleckerl gegessen. Es wäre ihm jedenfalls zu wünschen, denn es gibt kaum ein Gericht, das mit derart wenigen und unspektakulären Zutaten ein solches Geschmackserlebnis garantiert.<br /><br />Bevor also Steiner Hellseher werde, gibt NWA zu Protokoll,<br /><br /><br /><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>„... schreibt er sogar selber ein philosophisches Buch. Es trägt den schönen Titel: 'Philosophie der Freiheit’. Jeder Anthroposoph kennt das Buch, zumindest dem Namen nach. Über den kleinen Kreis seiner glühenden Anhänger hinaus ist Steiners Versuch, sich als Philosoph zu profilieren, in Ermangelung jeglicher Relevanz kein Erfolg beschieden.“</strong></span><br /></blockquote><p></p><p>... lässt man einmal seine Promotion in der philosophischen Fakultät mit dem „Vorspiel einer Philosophie der Freiheit“ (als „Wahrheit und Wissenschaft“ auch in Buchform erschienen) beiseite, sind wir versucht einzuwenden; aber das ist sicher eine ebensolche Spitzfindigkeit, wie der Hinweis auf den Umstand, dass ein seinerzeit ausgesprochen bekannter und einflussreicher philosophischer Zeitgenosse Steiners – ein gewisser Eduard von Hartmann – heute beinahe vollständig in Vergessenheit geraten ist, während Steiner sich sogar in der Großhirnrinde NWAs tummelt.<br />Letzteres ist allerdings kein prinzipieller Widerspruch zu NWAs Diagnose, die folgenden weiteren Verlauf nimmt: </p><br /><br /><p><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>„Schon von daher erscheint es naheliegend, dass Steiner zu anderen Mitteln als der intellektuellen Auseinandersetzung greifen muss, um sich selbst als Prophet 'wahrer Erkenntnis’ zu präsentieren. Als Philosoph nicht ernst genommen, entschließt sich Steiner Hellseher zu werden und als solcher gegen den scheußlichen ‚Intellektualismus’ zu wettern.“</strong></span></blockquote><p></p><p><br />Haaaaah – fast. Gut angesetzt, leider gestrauchelt und dann taumelnd in den erstbesten Holunderbusch gestürzt.<br />Aber das kriegen wir schon wieder hin.</p><p>Wir wollen zunächst eine kleine Anekdote erzählen, um ansatzweise und im Bild zu veranschaulichen, was Steiner mit dem „Verstandesseelendenken“ (dem „Intellektualismus“) meint, gegen das er nicht erst <em>nach</em> seiner Abkehr vom akademischen Betrieb „gewettert“ hat:<br />Es war einmal der Umbau eines Hauses vonstatten gegangen und da in dem umgebauten Haus neben Wohn- auch Gewerberäume vorrätig gehalten wurden, musste ein Brandschutzprüfer den Umbau hinsichtlich bestimmter Auflagen abnehmen. Dieser Brandschutzprüfer stand nun mit den ihm eingereichten Plänen bewaffnet in besagtem Haus und tat, was er tun sollte: Er kontrollierte, ob alles bestimmungsgemäß ausgeführt worden war. Das ging genau so lange gut, bis die Wirklichkeit von der Zeichnung abwich – und zwar in Form einer Tür, die als zweiter Fluchtweg von einem Gewerberaum ins Treppenhaus führte. Diese Tür, wohlgemerkt, war <em>wirklich</em> vorhanden und entsprach als solche Wirklichkeit auch den Bestimmungen – allein im Plan war sie nicht berücksichtigt worden, zum großen Bedauern der ebenfalls anwesenden Architektin, die sich dieser Unterlassungssünde persönlich schuldig gemacht hatte. Doch es half alles nichts: die wirkliche Tür nicht, die Einsehbarkeit des wirklichen Fehlers nicht und die Beteuerungen der wirklichen Architektin auch nicht: für den Brandschutzprüfer stand nach mehrfacher Konsultation seiner Pläne zweifelsfrei fest: es fehlte an dieser Stelle eine Tür. Sie war trotz aller Wirklichkeit nicht ordnungsgemäß - und also gar nicht - da. Also gab es keinen zweiten Fluchtweg. Also gab es ein Aufenthaltsverbot für Menschen in diesem Raum. Also ist es seither offiziell ein „Lager“, was allerdings wirklich niemanden stört.</p><p>Was will uns der Dichter damit sagen? Im Grunde ganz das Gleiche, das Rudolf Steiner sagen will, wenn er zu bedenken gibt, man könne einen Walfisch nicht „beweisen“; den müsse man schon sehen, um zu wissen, dass er existiert.<br />„Verstandesseelendenken“ ist in Steiners Diktion ein sich von der Wirklichkeit entfernendes oder bereits entfernt habendes Denken, das aus der abstrakten Abgeschiedenheit Urteile über Wirkliches sprechen will, ohne Wirklichkeit wirklich zu berücksichtigen. Ein solches Denken hat hier und da einen sinnvollen und begrenzten Aufgabenbereich; die Ausdehnung seines Gültigkeitsanspruches jedoch auf sämtliches Denkbares ist weder sach- noch menschendienlich, sondern einfach stumpf- und unsinnig.</p><br /><br /><p>Zurück zu Steiners <em>system hopping</em>: Weg von der Akademie, hin zum Tempel.<br />Steiners Erkenntnistheorie – die eigentlich die beschreibende Untersuchung einer Erkenntnis<em>praxis</em> ist – konnte im akademisch-philosophischen Betrieb nicht reüssieren, weil sie dessen Voraussetzungen hinterfragte und sich damit schon aus rein systematischen Gründen außerhalb des common senses der (philosophischen) Gepflogenheiten stellte – ein Unterfangen, dass keine Institution so ohne weiteres in und mit sich betreiben lässt, schon gar nicht ein auch zur damaligen Zeit bereits recht bornierter akademischer Apparat.<br /><br />Nun – aber so war es eben und Steiner gab irgendwann seine Versuche, sich Einlass ins Dickicht zu verschaffen, notgedrungen auf.</p><br /><br /><blockquote><p><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>„Während die staatlichen Regelschulen im Sinne Immanuel Kants die Schüler zu eigenem kritischen Denken befähigen sollen, haben die Waldorfschulen das entgegengesetzte Ziel. In ihnen geht es darum, mit den Mitteln der Indoktrination eine „Erziehung zur Anthroposophie“ (Klaus Prange) zu bewerkstelligen. Selbstverständlich wird das von den Anthroposophen hartnäckig bestritten. Die umfassende, konsequente und beharrliche Leugnung der Realität ist für die Anthroposophie insgesamt essenziell. Das gilt auch und besonders für ihre Schulen.“</strong></span></p></blockquote><br /><br /><p>Das ist einfach nur noch dumm und ob der Verkehrung der Verhältnisse – es ist NWA, das hier beharrlich Realität leugnet - außerdem recht dreist.<br />Sollte das, was NWA treibt, Kant geschuldet sein (wir wagen das zu bezweifeln und tippen eher auf eine geistige Verschrebergärtnung aus gänzlich anderen und weit profaneren Gründen), so könnte man es als Beleg des Scheiterns der Kant’schen Mission begreifen. „Eigenes kritisches Denken“ ist das, was NWA hier Beitrag um Beitrag abspult, genau nicht. Es handelt sich um ohne jeden Wirklichkeitsabgleich in Gedanken transformierte Reflexe, um einfallsloses Abrattern persönlicher Befindlichkeiten. Vorurteil reiht sich träge an dumpfe Ahnung, Haltlosigkeit lehnt sich an schwankendes Material - und man möchte beim Zuschauen am liebsten einen Gymnastiklehrer zur Hilfe rufen, um wenigstens so etwas wie Bewegung in dieses „Denken“ zu bringen, wenn das „Eigene“ und das „Kritische“ schon durch Abwesenheit glänzen.</p><p></p>Unknownnoreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-56182745582033607772007-09-28T14:16:00.000+02:002007-10-03T15:03:45.554+02:00Schrecklicher Verdacht<span style="font-family:verdana;"><span style="font-size:130%;"><span style="color:#333333;">Eine verkannte Kompetenz läuft Amok</span><br /></span><br />Ach wie nett, wie wundersam beglückend: Unser NWA vergleicht <a href="http://rudolf-steiner.blogspot.com/2007/09/schrecklicher-verdacht.html">hier</a> Rudolf Steiner mit Adolf Hitler, seine Schriften mit "Mein Kampf", den Rudolf-Steiner-Verlag mit der NPD. Ferner werden die Anthroposophen allgemein und der Sprecher der Berlin-Brandenburgischen Waldorfschulen im Besonderen des Lügens bezichtigt. Und last but not least wird auch noch die Bundesprüfstelle öffentlich verhöhnt.<br />Danke für die Blumen!<br /><br />Ähem, kann man NWA eigentlich von der Steuer absetzen, - als außergewöhnliche Belastung?<br /><br />Aber wenn schon NWA in so netter und höflicher Plauderlaune ist, dann will auch unser Blog nicht hinter dem Berg halten. NWA II kam zu Ohren, dass sich einige besorgte Bundesbürger nach Veröffentlichung oben genannten Beitrags nicht mehr länger dieses <strong>schrecklichen Verdachtes</strong> erwehren konnten:<br /><strong>Kann es weiterhin bezweifelt, geleugnet werden, dass NWA </strong><a href="http://simpsonspedia.net/index.php?title=Adolf_Hitler"><strong>bei ihm </strong></a><strong>methodisch in die Schule ging </strong><a href="http://www.shoa.de/content/view/24/128/"><strong>und sein verbotenes Buch lernbegierig gelesen hat</strong></a><strong>?<br /></strong></span><br /><span style="font-family:verdana;">NWA stellte bereits in mehreren Beiträgen dar, dass er ein entschiedener Befürworter einer Indexierung von Büchern von Rudolf Steiner sei, da diese einen schlechten Einfluss auf Jugendliche hätten. Dass er vermutlich auch ein Gesamtverbot aller Werke von Rudolf Steiner eifrig befürworten würde, kann zumindest vermutet werden, mag aber vorerst außen vor bleiben. Worum ging es konkret? Die <a href="http://www.bundespruefstelle.de/">Bundesprüfstelle</a> musste darüber entscheiden, ob zwei Bücher von Rudolf Steiner, die einige aus heutiger Sicht rassistische Äußerungen enthalten, jugendgefährdend seien. Die Bundesbehörde musste dies prüfen, weil sich ein besorgter Bürger (vermutlich entweder NWA selbst, der gefrustete Ex-Waldorfseminarist <a href="http://waldorf.net/html/aktuell/humboldt/index.html">Andreas Lichte</a>, die Nachwuchs-Gender-Wissenschaftlerin <a href="http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/kolleg/jhusmann.php">Jana Husmann-Kastein </a>oder der jungleworld-Weltanschauungsbeauftragte <a href="http://www.anthroposophy.com/aktuelles/dossierbierl.html">Peter Bierl</a>) mit dieser Anfrage an das Bundesfamilienministerium wandte, welches rechtlich dazu verpflichtet war, die Bundesprüfstelle mit der Prüfung zu beauftragen.<br /><br />Die Entscheidung fiel dann so aus:</span><br /><br /><br /><span style="font-family:verdana;"><blockquote><p align="justify"><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>... dass die vorgelegten Bücher Elemente aufweisen, die aus heutiger Sicht als rassistisch zu bewerten sind. Von der Indizierung wurde jedoch abgesehen, da der betroffene Verlag in der Sitzung zugesichert hat, die jetzigen Bücher innerhalb eines Zeitraums von einem halben bis spätestens einem Jahr durch eine kritisch kommentierte Neuauflage zu ersetzen bzw. als Sofortmaßnahme den bis dahin ausgelieferten Exemplaren ein entsprechendes Beiblatt beizufügen.</strong></span> </p></blockquote>Es ist eine sinnvolle, nachvollziehbare und vernünftige Entscheidung, die in dieser Form auch bereits früher angeregt wurde. NWA entrüstet sich nun über die Entscheidung der Bundesbehörde und unterstellt ihr eine "spirituelle Logik". Bei NWAs Einschätzung bezüglich Spiritualität, die er bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit unverschämt zum Besten gibt, kann man seine Äußerung eigentlich gar nicht anders deuten, als dass er die fachliche Kompetenz der Bundesprüfstelle in Frage stellt.<br /><br />Folgende Fragen stehen hinter NWAs Kritk an der Bundesprüfstelle:<br />a) Werden die Anthroposophen zu sanft behandelt?<br />b) Ist dem Rudolf-Steiner-Verlag zuzutrauen, die Entscheidung der Bundesprüfstelle objektiv, dem heutigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis und historisch-kritischen Kommentierung entsprechend durchzuführen?<br /><br />Nach NWAs Auffassung ist Frage a) mit Ja zu beantworten, Frage b) mit einem entschiedenen Nein. Damit wird der Bundesbehörde einerseits, dem Verlag andererseits Inkompetenz unterstellt. Alle sind nicht kompetent. Außer einem. Das NWA ist Einwohner eines geistigen Landes innerhalb desselben Landes wie diejenigen, die nicht kompetent sind, aber es ist kompetent, denn es ist eingeweiht in die Mysterien der Kompetenz, und es möchte uns beweisen, dass es dies ist, indem es in der nichtmaterialistischen Welt eine Ersatzschule in Form eines Blogs unterhält. NWA – du bist einfach einzigartig (jedenfalls hofft dies der Rest der Menschheit).<br /><br />NWA ist seiner Auffassung nach nicht nur einzigartig kompetent, sondern es hat auch Ideale. Stimmt. Exklusiv bei NWA II gibts noch eine Enthüllung obendrauf: Es geht ihm bei der ganzen Sache überhaupt nicht um den Kampf gegen den Rassismus. Es geht ihm nämlich in Wirklichkeit um etwas umfassenderes, "ums Ganze" eben, nämlich um die Diffamierung der Anthroposophie insgesamt, und dabei dient ihm der Antirassismus nur als billiges Baseballschlägerlein. Immerhin: Sein veröffentlichter Gang der Wahrheitsfindung ist trotzdem keineswegs als unnütz zu erachten, kann er dem Leser doch als Anschauungsmaterial für "demagogische Logik" dienen (Steiner = Hitler, Hitler = verboten, Steiner = nicht verboten, Bundesprüfstelle = inkompetent). Das vielleicht tragischste an dem Ganzen aber scheint uns dieses zu sein: Dass auf diese Weise diejenigen Menschen, denen der Kampf gegen den Rassismus ein eigentliches, ein ernsthaftes Anliegen ist, und unter denen sich nicht ohne Grund auch Anthroposophen hervortun, vor den Karren von Bemühungen gespannt werden, deren Ziel es in Wahrheit nur ist, Anthroposophie und Waldorfpädagogik aus Gründen weltanschaulicher oder rein persönlicher Motivation zu schädigen.<br /><br />Wie sagten doch gleich die (den Anthroposophen angeblich so ähnlichen) Nationalsozialisten 1934, welche – wie NWA - entschiedene Anti-Anthros waren: "Es hat keinen Sinn mit Anthroposophen zu verhandeln. Mit Bakterien verhandelt man nicht, man vernichtet sie" (vgl. <a href="http://www.amazon.de/Anthroposophen-Zeit-Nationalsozialismus-1933-1945-Werner/dp/3486563629/ref=sr_1_9/028-0133767-1918112?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1190983587&sr=8-9">dieses</a> von Helmut Zander gelobte Werk).<br /><br />Der Fairness halber stellt NWA II fest, dass NWA I in seinem Beitrag immerhin eine schlaghaltige Kritik gelungen ist. Dass Detlev Hardorp <a href="http://www.waldorf.net/html/aktuell/indexierungsverfahren.htm">seine eigene Einschätzung bezüglich der Rassismen in Rudolf Steiners Gesamtwerk </a>ausgerechnet mit einem Verweis auf die Deutung Helmut Zanders untermauert, mag man als verfehlt ansehen. Zander entwirft allerdings ein differenzierteres Bild von der Problematik und sieht Steiner nicht als Rassisten an, und versteht auch sehr wohl, dass aus anthroposophischer Binnenperspektive heraus, die das Gesamtwerk in den Blick nimmt, die besagten Passagen durch andere Steiner-Aussagen zumindest relativiert werden. In der Außenperspektive bleibt diese Problematik jedoch bestehen und die besagten Textpassagen sind nach Zander als konsequenter Ausfluss eines Evolutionsdenkens zu werten, das Steiner - nach Zander - beeinflusste. Detlev Hardorp hat sich wohl zu Unrecht auf Zander berufen, aber das scheinbar naive Verweisen auf geisteswissenschaftliche Deutung, die von der Exaktheit der Quellenarbeit durchaus getrennt werden muss, wirft auch einen interessanten Blick auf NWA, das entweder von Geschichtswissenschaft wenig Ahnung hat, oder ihre Ergebnisse eben nach gusto für seine eigenen Ziele argumentativ missbraucht.<br /><br />Dass es die <a href="http://www.info3.de/ycms/kontext_1298.shtml">niederländische Studie unter Leitung des Menschenrechtsexperten Ted van Baarda</a>, die sich an international anerkannten juristischen Kriterien gegen Diskriminierung orientierte und Steiners Aussagen kritisch in den zeitgenössischen Kontext einordnete, mit einigen wenigen Worten durch den Schmutz zieht, und gar mit Verweis auf Lügenbaron Münchhausen abtut, offenbart wiederum um so mehr seine wahre Motivation, die überhaupt nichts mit Antirassismus zu tun hat, sondern mit Antianthroposophie und in ihrer abgrundtiefen Menschenverachtung ein geradezu schockierendes Licht auf NWAs geistige Verfassung wirft.<br /><br />Allerdings sieht NWA II auch einen Positiveffekt an der Diskussion, die durch die Medien ging. Anthroposophen müssen auf diese Weise Stellung zu den kritisierten Textpassagen beziehen, und sich für eine historische Kontextualisierung Steiners öffnen. </span><br /><span style="font-family:verdana;"><br />Wenn man ständig NWA hinterher fliegen muss, der irgendwo in seiner persönlichen "Geistigen Welt" herumflattert, so möchte man sich jedoch nicht endlos in seinem Luftraum bewegen (sonst wird man auch noch blöde), sondern muss wieder auf den Boden landen, mitten im normalen, handfesten Alltagsleben.<br /><br />Eines ist jedoch noch festzustellen: Diese aus heutiger Sicht rassistischen, tatsächlich diskriminierenden Textstellen in Steiners Werk, machen keineswegs den wesentlichen Inhalt der Anthroposophie aus, und spielen auch keine Rolle für die in den anthroposophischen Arbeitsfeldern stehenden Menschen.<br /></span><br /></span><span style="font-family:verdana;">Gelandet! Aussteigen!<br /><br /></span></span><span style="font-family:verdana;"></span></span><span style="font-family:verdana;"></span></span><span style="font-family:verdana;"></span><span style="font-family:verdana;"></span><span style="font-family:verdana;"></span>Nachsichten aus der Welt der Anthroposophiehttp://www.blogger.com/profile/18388012914160408342noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-60453435770306908382007-09-26T22:06:00.000+02:002007-09-27T18:27:07.125+02:00Attacke<span style="font-size:130%;color:#333333;">Geisteskämpfer an der Front</span><br /><br />In den Berichten der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und anderer Medien über Rudolf Steiner und die Waldorfschulen (vgl. <a href="http://steiner-rudolf.blogspot.com/2007/09/keine-prgel-kein-rassismus.html">Keine Prügel, kein Rassismus</a>) sieht der Gesellschafter und Redakteur der Zeitschrift <i>Info3</i>, Jens Heisterkamp, <i>"das Verdienst einer umtriebigen Clique, die versteht, wie Affekt-Journalismus funktioniert"</i> (<a href="http://www.info3.de/wordpressnews/?p=67" target="_blank">Info3, 4.9.2007</a>) und damit hat er recht: Manche Medienerzeugnisse wirken wie der Versuch einer diffamierenden Kampagne.<br /><br />Die Wissenschaftler und Journalisten Jana, Husmann und Kastein sind für Heisterkamp in puncto Rudolf Steiner und Waldorfpädagogik <i>"Krypto-Informanten"</i>, mit deren Hilfe eine <i>"Attacke gegen Waldorf in der FAZ-Sonntagszeitung"</i> inszeniert worden sei. Der <i>"angebliche Rassismus"</i> habe wieder einmal dafür herhalten müssen, die Waldorfschulen in ein schlechtes Licht zu rücken, die tatsächlichen <i>"Erfolge der Anthroposophie auf breiter Front"</i> würden dagegen ignoriert (<a href="http://www.info3.de/wordpressnews/?p=63" target="_blank">Info3, 8.7.2007</a>). Derweil hat in den Niederlanden schon vor Jahren eine von Anthroposophen beauftragte Untersuchungskommission in einer umfangreichen <a href="http://www.info3.de/ycms/kontext_1298.shtml" target="_blank">Studie</a> selbstkritisch eingeräumt, dass Steiners Oeuvre diskriminierende Passagen enthalte.<br /><br />Wer jetzt dennoch weiterhin Kritik übt, der liegt genau richtig, denn die Frage ist: Haben die verantwortlichen Anthroposophen aus der Studie Konsequenzen gezogen? Die Kommission gab den Anthroposophen nämlich eine Empfehlung mit auf den Weg, die da lautete, besagte Stellen aus der Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe künftig nur noch kommentiert zu veröffentlichen.<br /><br />Was Heisterkamp unter Erfolgen der Anthroposophie versteht, ist seiner Stellungnahme <a href="http://www.info3.de/wordpress/?p=112" target="_blank">Gegen die Trennung von Glauben und Wissen</a> zu entnehmen:<br /><br /><blockquote><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong>"Kulturkampf-Stimmung im Wiesbadener Landtag: aufgebrachte Abgeordnete von den Grünen und der SPD sehen den Untergang des Abendlandes kommen, das Ende von Aufklärung und Demokratie und des säkularen Staates. Das deutsche Feuilleton steht Kopf. Ging es etwa um den geplanten Bau einer Moschee, um Kopftücher in Schulen oder die Ausbreitung islamisierten Parallelgesellschaften in Deutschland? Mitnichten. Am Pranger stand vielmehr die Hessische Kulturministerin Karin Wolff mit ihrem Plädoyer dafür, im Biologieunterricht auch die biblische Schöpfungsgeschichte zu diskutieren. Mit dem Eifer von Glaubenskriegern warfen die Hessischen Oppositionsparteien daraufhin Parolen ins Feld wie die, dass es keine "Vermischung" von Glauben und Wissen und keinen Rückfall in die Zeiten vor der Trennung von Wissenschaft und Religion geben dürfe. Genau darum aber geht es – die Zeiten dieser Trennung sind nämlich vorbei."</strong></span></span></blockquote><br />Die <i>"Zeiten dieser Trennung"</i> sollte es an Waldorfschulen im Idealfall nie gegeben haben. An staatlichen Schulen sind sie keineswegs vorbei. Dort sind Radsport und Geschichte auch weiterhin zwei unterschiedliche Lehrfächer. Heisterkamp - so könnte man meinen - verwechselt Erfolg und Wunschdenken. Denn es ist gar nicht so einfach, gegenüber den herrschenden wissenschaftlichen Konventionen einen abweichenden Standpunkt zu behaupten. So gehen die Waldorfschulen in ihrer Unterrichtspraxis vor allem in der Oberstufe doch oft den bequemen, weil konventionellen Weg der Wissensvermittlung. Zumindest soll aber nicht das bereits erreichte wieder verspielt werden. Insbesondere sind die Waldorfschulen davor zu bewahren, in die Falle vermeintlicher ach so rationaler, neutraler und ach so wahrer Wissenschaftlichkeit zu geraten.<br /><br />An anderer Stelle sehen sich die Anthroposophen aufgrund der Zeitungsberichte genötigt, einen Artikel der Zeitschrift <i>Das Goetheanum</i> vom 1. September 2006 erneut zu publizieren. Darin macht sich der Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg, Detlef Hardorp, Gedanken über <a href="http://www.themen-der-zeit.de/content/Unzeitgemaesses_Vokabular.92.0.html" target="_blank">Unzeitgemäßes Vokabular</a>:<br /><br /><blockquote><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong>"Ist es nicht an der Zeit, sich über angemessene und öffentlichkeitswirksame Stellungnahmen Gedanken zu machen? Die Anthroposophische Gesellschaft in den Niederlanden hat das im Kontext des heutigen niederländischen Strafrechts bereits vor Jahren getan (‹Goetheanum› Nr. 15/2000), mit der Wirkung, daß dort die Rassismusvorwürfe so gut wie aufhörten."</strong></span></span></blockquote><br />Von den Niederländern lernen, heißt Siegen lernen. Hardorp empfiehlt deshalb, dass sich die deutschen Anthroposophen von dem Vokabular Steiners partiell distanzieren sollten, weil die Rassenterminologie heute vorwiegend von Rechtsextremisten verwendet würde und in der Öffentlichkeit gar nicht gut ankäme. Das ist zwar richtig, ob aber eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit der Anthroposophen dazu führen würde, dass <i>"ein Zitieren von Halbsätzen Steiners mit diesen Ausdrücken seine journalistische Brisanz weitgehend verlöre</i>, darf bezweifelt werden. Denn es geht auch um rassistische Vorstellungen bei Steiner, nicht nur um Vokabular, von welchem sich die Anthroposophen getrost verabschieden dürfen.<br /><br />Unglücklicherweise fehlt in der deutschen anthroposophischen Bewegung eine Instanz, die Willens und in der Lage wäre, dem diffamierenden <i>"Zitieren von Halbsätzen"</i> wirksam zu begegnen. Allerdings meiden die Anthroposophen schon lange das eindeutige Vokabular. Auch sie haben sich dem politisch korrekten Mainstream angepasst. Hardorp lässt insofern Zweifel daran aufkommen, ob es den Anthroposophen auch um eine inhaltliche Revision besagter rassistischer Passagen geht oder lediglich um eine sprachliche Innovation auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit. Eine offizielle Erklärung von anthroposophischer Seite würde, so die vermutlich unter vielen Anthroposophen gehegte Hoffnung, als ein symbolischer Akt, auf den sich alle Anthroposophen fortan berufen könnten, der lästigen Kritik ein Ende bereiten.<br /><br /><blockquote><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong>"Sieht man vom unzeitgemäßen Vokabular einmal ab, findet man bei Steiner interessante Charakterisierungsversuche kultureller Differenzen, die er einerseits zu Erdeinwirkungen und andererseits zu kosmischen Typologien in Beziehung setzt."</strong></span></span></blockquote><br />Das klingt doch schon ganz anders als "sauberer Radsport" oder "Wurzelrassen" (vgl. <a href="http://steiner-rudolf.blogspot.com/2007/09/keine-prgel-kein-rassismus.html">Keine Prügel, kein Rassismus</a>). Für die nicht anthroposophische Öffentlichkeit sind <i>"interessante Charakterisierungsversuche kultureller Differenzen"</i> allemal leichter eingänglich als das besondere "Triebleben" der "Neger" oder Velozipedisten. Es meint nur im anthroposophischen Sprachgebrauch genau dasselbe. Warum zum Kuckuck sollte man denn auch realexistierende kulturelle Differenzen nicht als solche anerkennen und warum sollte man sie nicht auch charakterisieren und - oh, Schreck! - warum nicht auch beurteilen oder gar bewerten können?Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-4426824171481212002007-09-25T16:31:00.000+02:002007-10-03T14:58:04.326+02:00Es geht ums Ganze<span style="font-size:130%;color:#333333;">Kritik? Welche Kritik?<br /></span><br />NWAs Weltsicht und Erklärungsanspruch ist "rational" – gedankenlos, rücksichtslos und ahnungslos.<br /><br />Wenn NWA Steiner "kritisiert", geht es daher in seinen Augen für Anthroposophen "stets" um die Wurst. Nicht um irgendein dahergelaufenes Wienerle in bleichem Saitling, freilich – nein. NWA sagt, es gehe um beachtliche Berge von Blutwurst. Es geht also ums Ganze, um Kern, Wesen und Reichweite der Anthroposophie, die das Unschuldslamm NWA doch gar nicht tangieren will, wenn es mit der feinmotorischen Kapazität eines verendenden Nashorns seinen Finger zielstgenaust in Randbereiche dessen steckt, was es als undurchschaubaren und ewig gleichen Brei wahrnimmt, um darin plantschend ein wenig herumzurühren.<br /><br />Da Anthroposophie aus NWAs Sicht das Schlechte ist und allenfalls einige gänzlich uninteressante, weil völlig durchgeknallte Aspekte birgt, repräsentiert seine "Kritik" daran folgerichtig das Gute, ohne dass die Berechtigung dieser schwindelerregenden Perspektive, für die sich das NWA auf den Kopf stellt <strong>und</strong> nach Kräften schielt, noch irgend begründet würde.<br /><br />Nimmt man diese Perspektive gewohnheitsmäßig ein, wie NWA das tut, kann man natürlich nicht mehr richtig gucken, merkt das aber nicht. Man fragt sich dann vielleicht, welcher Dienst es gleich wieder gewesen ist, den man dem Herrgott erwiesen hat, auf dass der einen als einzigen unter all den Verdrehten mit Haltung ausgestattet und mit der Aufgabe begnadet hat, den irren Menschenkindern claire voyance zu vermitteln.<br />Es ist vermutlich dem im Kopfstand pausenlos stark erhöhten Hirndruck zu danken, dass NWA außerdem seinem völlig zusammenhangslosen Geplapper "Argument"-Status verleiht, dem sogar noch irgend eine „Qualität“ beizumessen sei.<br /><br />Wie auch immer: NWA ist der Ansicht, Stumpfsinn sei bereits Kritik und geht dann der Frage nach, aus welchem Grund Anthroposophen das anders sehen. Dabei erblickt Lustiges das Licht der Welt:<br /><blockquote><strong><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;">"Die aus dieser Sicht sich als Kritik tarnende Niedertracht wird gemeinhin unmittelbar als Folge politisch links gerichteter Gesinnung gedeutet. Das scheint aus anthroposophischer Perspektive klar und naheliegend zu sein."</span><br /></span></strong></blockquote><br />Nun, sagen wir so: "Gemeinhin" schallt es aus dem Wald, wie in ihn hineingerufen wird. Und man muss kein Anthroposoph sein, um auf die Idee zu verfallen, dass ein anti-anthroposophisches Agitationsballet von Jutta Bierl und Peter Ditfurth "unmittelbar als Folge politisch links gerichteter Gesinnung gedeutet" werden kann. Wir glauben in der Tat, dass es ganz einerlei ist, was Bierl und Ditfurth tun: bei ihnen ist restlos alles Folge ihrer Gesinnung; selbst die Zubereitung von voll krass politisch-korrekten DönerIn wird da keine Ausnahme bilden. Fanatismus beherrscht, wo er vorliegt, nun einmal das Leben.<br /><br /><blockquote><strong><span style="font-size:85%;color:#666666;">"Unheimlich wird es allerdings manchem Anthroposophen, wenn Rudolf Steiner nicht Kritik, sondern Sympathien entgegengebracht werden, von ganz anderer Seite, nämlich von der extremen Rechten."<br /></span></strong></blockquote><p>Wieso sollte es uns da unheimlich werden? Es nervt einfach nur, macht schlechte Schlagzeilen und stellt schlicht eine Instrumentalisierung der Anthroposophie bzw. im aktuellen Fall (vgl. <a href="http://www.waldorfschule.info/index.19.271.1.html">Waldorfschulen untersagen NPD Namensmissbrauch</a>) der Waldorfpädagogik dar.<br /><br />Begriffe wie "kontroverse Diskussion" oder "Streitgespräch" sind NWA fremd. Es will nicht diskutieren, es will monologisieren, diffamieren und verleumden. Sachliche Richtigstellungen von Falschbehauptungen und Argumente gegen die Art und Weise, wie NWA seine "Kritik" vorträgt, werden ebenso ignoriert wie inhaltliche Widerworte. Ein Vorgang, der nach außen als notwendige Abwehr beleidigender Angriffe von Anthroposophen dargestellt wird. "Es geht leider nicht anders", lügt NWA und folgt auch hier mit missionarischem Eifer seiner Rambo-Strategie.<br /><br />Für NWA gibt es nur eine Reaktion auf Anthroposophen: Sie sollen mit allen erdenklichen Mitteln zum Schweigen gebracht werden.<br /><br />NWA beansprucht für sich einen Sonderstatus, der allen Anthroposophen jegliche Informationserlaubnis und Beurteilungskompetenz abspricht. Der absurde Anspruch resultiert unter anderem aus einer unreflektierten weltanschaulichen Selbstgewissheit, einem heroischen Selbstverständnis als im Angesicht der Ungeheuerlichkeit namens Anthroposophie zu Recht um das Wohl seiner Mitmenschen "besorgter Bürger" und der Diskrepanz zwischen abstrusen Motiven und aufklärerischem Duktus.<br /><br />Eine solche Haltung und Praxis entbehrt hinsichtlich eines gedeihlichen Zusammenlebens innerhalb demokratisch-freiheitlicher Gesellschaftsstrukturen nicht nur der Legitimität, sondern auch der Toleranz und jeglicher Vernunft.<br /><br />Insofern ist es richtig: Es geht ums Ganze.</p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-37113578802731760822007-09-19T09:16:00.000+02:002007-10-14T01:40:50.517+02:00Zum Geleit<p><span style="font-family:verdana;font-size:130%;color:#333333;">"Niiiemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen!"</span></p><p><span style="font-family:verdana;">Der Blog <em>Nachsichten aus der Welt der Anthroposophie</em> (NWA II) ist eine Reaktion auf die </span><span style="font-family:verdana;"><a href="http://rudolf-steiner.blogspot.com/" target="_blank"><em>Nachrichten aus der Welt der Anthroposophie</em> </a>(NWA I), einem Blog, der über Anthroposophie aufklären möchte.</span><span style="font-family:verdana;"><br /><br />Der Autor oder die Autorin von NWA I hat sich dafür entschieden, anonym zu bleiben und lehnt einen Dialog über die Inhalte der veröffentlichten Beiträge ab. Die Kommentarfunktion bleibt für kritische Anmerkungen und sachliche Richtigstellungen geschlossen. <span style="font-family:verdana;">"</span>Es geht leider nicht anders" lautet die Begründung. Denn schließlich könnte das Urteil der Leser anders ausfallen, wenn dem Angeklagten ein Verteidiger zugestanden werden würde. Beurteilungen werden in aufgeklärten, demokratischen Systemen durch die Zusammenschau verschiedener Standpunkte gewonnen. T</span><span style="font-family:verdana;">otalitäre Systeme hingegen mussten die Ablehnung dieser Form der Vorgehensweise immer schon mit einem auf Verständnis hoffenden "Es geht leider nicht anders" begründen. </span><br /></span><span style="font-family:Verdana;"></span></span><span style="font-family:verdana;"><br />Mit erheblichem Engagement übt NWA I Kritik an der Anthroposophie. Allerdings geschieht dies häufig in einer Weise, die nur allzu offensichtlich erkennen lässt, dass es dabei hauptsächlich darum geht, die Anthroposophie, und damit auch alle Menschen, die in der einen oder anderen Weise damit zu tun haben - zum Beispiel als Waldorflehrer, -eltern oder -schüler, als Heilpädagogen, als Ärzte oder Patienten, als Kindergärtnerinnen - in ein Zwielicht zu rücken. Es werden im Grunde alle Register gezogen: Neben durchaus intelligenten Beobachtungen finden sich Ausfälle übelster Polemik, Ironie, versteckte Andeutungen und ganz offene Verleumdungen. Die derartigen Enthüllungen legen unter dem Titel Anthroposophie einen Popanz frei, einen Gesellschaftsfeind, einen Irren, einen Gemeingefährlichen.</span><br /></span><span style="font-family:verdana;"><br />Diese Art der Diffamierung nervt eigentlich nur noch. Sie ist feige, sie ist pathologisch, sie ist verachtenswert. Vor allem: sie beleidigt viele Menschen, die dies nicht verdient haben.</span><br /><span style="font-family:Verdana;"></span><br /><span style="font-family:Verdana;">Eine niveauvolle Kritik könnte spannend und konstruktiv sein. Ein diffamierender Monolog ist es nicht. Aus diesem Grund möchte dieser Blog NWA II der Sache noch eins draufsetzen. Wenn NWA I Monologe halten will, dann redet NWA II eben trotzdem mit ihm. Es sieht gleich aus. Daran erkennt man gleich, dass die beiden ein Paar sind. Sie ergänzen sich. NWA II bleibt NWA I treu, ob es will oder nicht. Und NWA II hat auch eine Meinung zu NWA I's Meinungen, verschweigt diese auch nicht, sondern spricht sie frank und frei aus. </span><br /><br /></p><p><span style="font-family:verdana;">NWA II ist das Nachtischgericht. Erst ein leckeres Dessert macht die ganze Mahlzeit. </span></p><p><span style="font-family:verdana;">In diesem Sinne wünscht NWA II:<br /><br />Wohl bekomm's!</span></p>Nachsichten aus der Welt der Anthroposophiehttp://www.blogger.com/profile/18388012914160408342noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-60109257701861224362007-09-17T00:48:00.000+02:002007-09-27T18:28:41.210+02:00Keine Prügel, kein Rassismus<span style="font-size:130%;color:#333333;">Kampagnen und Kreuzzüge, Lieb- und Lenkleben</span><br /><br />Es gibt Gewalt an Waldorfschulen und es gibt Rassismus im Werk Rudolf Steiners. Das erklärt der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFW) aber gar nicht erst; auch nicht in Reaktion auf die kritischen Presseberichte der letzten Wochen (vgl. <a href="http://steiner-rudolf.blogspot.com/2007/09/prgel-in-der-waldorfschule.html" target="_blank">Prügel in der Waldorfschule</a>). Denn Gewalt an Schulen ist leider nichts Überraschendes und Rassismus in einer Evolutionstheorie vom Anfang des 20. Jahrunderts auch nicht.<br /><br />Die Ergebnisse der Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen (KFN) sind ohnehin eindeutig:<br /><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong></strong></span></span><br /><span style="color:#666666;"><blockquote><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong>"Die Waldorfschulen zeichnen sich dadurch aus, dass sich dort der <span style="color:#000000;"><b>mit Abstand niedrigste Anteil von fremdenfeindlichen Schülerinnen und Schülern</b></span> ergeben hat (Waldorf 2,8 %, Gymnasien 8,3 %, Gesamtschulen 16,5 %, Realschulen 17,5 % und Hauptschulen 24,7 %). Ein ähnliches Bild zeigt sich zum Anteil der rechtsextrem eingestellten Schülerinnen und Schüler. Hier reicht das Spektrum von 1,2 Prozent an Waldorfschulen bis zum siebenfachen Wert von 9,5 Prozent an Hauptschulen. Wir interpretieren diese Daten als <span style="color:#000000;"><b>klares Indiz dafür, dass die Waldorfpädagogen sich im Schulunterricht engagiert gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus einsetzen</b></span>."</strong> (<a href="http://www.kfn.de/home/Waldorfschulen.htm" target="_blank">KFN-Studie</a>)<br /></span></span></blockquote></span><span style="color:#666666;"></span><br />Die denunziatorischen Artikel in den Medien sind aus Sicht des BdFW Teil einer "systematischen Kampagne", eines "fanatischen Kreuzzugs" einiger "organisierter Gruppen" wie der Vorstand Hartwig Schiller erklärte. (<a href="http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/;art304,2337826" target="_blank">Der Tagesspiegel</a>, 11.07.2007)<br /><br />Die Stellungnahme Hartwig Schillers erinnert an den misslungenen Versuch Jan Ullrichs, etwaige Verbindungen zum spanischen Sportmediziner Eufemiano Fuentes zu dementieren oder sich gar als Gegner des Dopings zu stilisieren:<br /><br />"Diese Begriffe liegen lange zurück", erklärte Hartwig Schiller auf die wurzelrassistischen Begriffe Jupiterrasse und Saturnrasse Bezug nehmend in der Jahrespressekonferenz des BdFW am 11. Juli 2007 in Berlin. Zudem gäbe es genügend Stellen im Werke Steiners, die bewiesen, dass dieser sich aus zeitgeschichtlichen Gründen dieser Wurzelrassenterminologie bediente, tatsächlich aber ein Gegner der Rassenideologie gewesen sei, die er als Irrweg der Menschheit bezeichnet habe, so Hartwig Schiller. (<a href="http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0712/feuilleton/0047/index.html?keywords=waldorfschulen&search_in=archive&author=&ressort=&von=&bis=" target="_blank">Berliner Zeitung</a>, 12.07.2007)<br /><br />In der Tat finden sich in Steiners Schriften genügend Belege dafür:<br /><br /><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>"Denn durch nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang hineinbringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen."</strong></span> (Rudolf Steiner, GA 177, S.205)</blockquote><br />Dass auf einer Pressekonferenz nicht immer die ganze Wahrheit gesagt wird, kann nicht überraschen, aber die Bescheidenheit des Herrn Schiller ist auch nicht ganz alltäglich. Denn Rudolf Steiner hat sich nicht nur gegen Rassenideale gewandt, sondern auch immer wieder gegen Antisemitismus. In der seriösen wissenschaftlichen Literatur steht dies außer Frage (vgl. Ralf Sonnenberg: "Keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens" - Judentum, Zionismus und Antisemitismus aus der Sicht Rudolf Steiners [in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 12, Berlin 2003, S. 185-209.]<br /><br />Steiner geht von einer Überwindung der menschlichen Rassen aus, und zwar in der sechsten und siebten "nachatlantischen Kulturepoche". Diese sind – wenn man sie auf einer Zeitleiste verorten möchte – im Zeitraum von ca. 4000 bis 8000 n. Chr. anzusiedeln. Für die Vergangenheit, die Gegenwart und für die nächsten zweitausend Jahre gibt es für Rudolf Steiner, Jan Ullrich und andere Velozipedisten unteschiedlich entwickelte Ethnien. Die Sprecher der Waldorfschulen sind bemüht, dafür die schönsten Worte zu finden, um an diesen Vorstellungen von Wurzelrassen und vom sauberen Radsport festhalten zu können, ohne dafür in der Öffentlcihkeit kritisiert zu werden.<br /><br />Das Bundesfamilienministerium hat küzlich den Antrag prüfen lassen, zwei Bände der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA 107 und 121) auf den Index für jugendgefährdende Schriften zu setzen. Hierzu Hartwig Schiller in hellseherischer Vorahnung:<br /><br /><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>"Ich garantiere, dass die besagten Schriften nie auf den Index kommen werden."</strong></span> (Berliner Zeitung, a.a.o.)</blockquote><br />Die Bundeprüfstelle hat ein paar Wochen später auch wirklich entschieden, die beiden Bücher von Steiner nicht zu indizieren. Denn der Rassismus in diesen beiden Büchern ist zwar Bestandteil esoterischer Evolutionsvorstellungen, hat bisher nicht dazu geführt, dass etwa an Waldorfschulen rassistische Jugendbanden gegründet wurden oder im Sportunterricht an Waldorfschulen Doping verabreicht wurde.<br /><br />Und vor allem: Die Bücher, in denen Tacheles geredet wird, wie z. B. in Meutgens et al.: Doping im Radsport (Bielefeld 2007), sind gewiss weniger jugendgefährdend als die verlogene und in Watte gelegte Propagierung ihrer lebensgefährlichen Dopingmethoden durch Funktionäre des Radsports, zu denen ich Hartwig Schiller ausdrücklich nicht zähle.<br /><br />Die Texte des "Hellsehers" (Schiller, Ullrich oder Steiner?) sind in ihrer naiven Offenheit nicht selten – Verzeihung – derart babyleicht zu verstehen, dass von ihnen wohl kaum ein Jugendlicher, der noch halbwegs bei Trost ist, verführt werden könnte, wenn er tatsächlich im Sattel säße, anstatt das Radeln durch einen anthroposophischen Lehrer vermittelt zu bekommen. Dies mögen die folgenden Auszüge aus Rudolf Steiners Werkleib inklusive der Skizze eines "Fahrradführers", illustrieren:<br /><br /><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>"Und so sehen wir, daß gerade im 19. Jahrhundert ein Pochen auf Stammes- und Volks- und Rassenzusammenhänge beginnt, und daß man von diesem Pochen als einem idealistischen spricht, während es in Wahrheit der Anfang ist einer Niedergangserscheinung der Menschen, der Menschheit."</strong></span> (GA 177, S.204)</blockquote><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://www.liegeradinfo.de/karl_2.jpg"><img style="DISPLAY: block; MARGIN: 0px auto 10px; WIDTH: 300px; CURSOR: hand; TEXT-ALIGN: center" alt="" src="http://www.liegeradinfo.de/karl_2.jpg" border="0" /></a><br /><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>"So wie die Abgründe zwischen den einzelnen Nationen immer mehr und mehr verschwinden, so wie sich die einzelnen Teile der verschiedenen Nationen immer mehr und mehr verstehen, so werden sich auch andere Gruppenseelenhaftigkeiten abstreifen, und immer mehr wird das Individuelle des einzelnen Menschen in den Vordergrund treten. - So können wir sagen, innerhalb der Entwickelung der Menschheit verliert immer mehr und mehr der Begriff, worin sich die Gruppenseelenhaftigkeit am meisten ausdrückt, an Bedeutung, nämlich der Rassenbegriff. Deshalb ist es notwendig, dass diejenige Bewegung, welche die anthroposophische genannt wird, in ihrem Grundcharakter dieses Abstreifen des Rassencharakters aufnimmt, dass sie nämlich zu vereinigen sucht Menschen aus allen Rassen, aus allen Nationen und auf diese Weise überbrückt diese Differenzierung, diese Unterschiede, diese Abgründe, die zwischen den einzelnen Menschengruppen vorhanden sind."</strong></span> (GA 117, S.151)</blockquote><br />Der Bund der Freien Waldorfschulen (<a href="http://www.waldorfschule.de/" target="_blank">BdFW</a>) und die Union Cycliste Internationale (<a href="http://www.uci.ch/" target="_blank">UCI</a>), die immer wieder gegen Rassismus und Doping parlieren und sich weltoffen und tolerant begreifen, werben "deshalb" auf ihren Internetseiten mit klugen Infos für jedermann einsehbar mit ein paar "furchtbar schlauen" Klicks.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-29453433516955373312007-09-15T01:19:00.000+02:002007-09-15T12:14:13.933+02:00Prügel in der Waldorfschule<span style="font-size:130%;color:#333333;">Strafe muss sein</span><br /><br />Gewalt in der Schule gibt es nicht nur an großstädtischen Hauptschulen, Realschulen, altsprachlichen Gymnasien, Gymnasien mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt, Gesamtschulen, Waldorfschulen, Berufschulen, Waldschulen, Fahrschulen und Hochschulen, "sondern" auch in Westdeutschland. So wurden vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) in Hannover 20.000 Schüler und Waldorfschüler befragt.<br /><br />Zur Gewalt unter Schülern haben sich laut <a href="http://www.kfn.de/home/Waldorfschulen.htm" target="_blank">KFN-Studie</a> folgende Befunde ergeben:<br /><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong></strong></span></span><br /><span style="color:#666666;"><strong><blockquote><span style="color:#666666;"><span style="font-size:85%;"><strong>"Bei einfachen Körperverletzungsdelikten zeigen sich in der Tat zu Waldorfschulen im Vergleich aller Schultypen die höchsten Opferraten. Dies gilt jedoch nicht, wenn wir die Gesamtopferquote in Bezug auf alle erfassten Gewaltdelikte betrachten. Dann <span style="color:#000000;">liegen die Waldorfschüler mit 28,9 Prozent im Durchschnitt aller Schulen</span> [...] Zu den Waldorfschulen hat sich mit 24,2 Prozent die niedrigste Rate von Gewalttätern ergeben. [...] Offenkundig ist es so, dass an Waldorfschulen eine vergleichsweise kleine Gruppe von gewalttätigen Schülern als Mehrfachtäter von einfachen Körperverletzungen aktiv ist. Dieser Befund hat uns nicht überrascht. Auffallend ist nämlich, dass Waldorfschüler am häufigsten aus zerrütteten Familienverhältnissen kommen, d. h. nicht mit beiden Eltern zusammenleben (36,1 % im Vergleich zum Durschnittswert aller Schulen von 29,6 %). Unsere Datenanalyse hat gezeigt, dass es gerade Schüler aus solchen Familien sind, die an den Schulen besonders häufig mit Gewalttaten auffallen. Umso bemerkenswerter erscheint es, dass sich <span style="color:#000000;">zu Waldorfschulen ein weiterer überaus positiver Befund ergeben hat: dort beklagen sich die Schüler am seltensten über massisves verbales Mobbing</span> durch Mitschüler [...]. Dies spricht für ein weitgehend friedliches Schulklima."</strong><br /></span></span></blockquote></strong></span><span style="color:#666666;"></span><br />Zur Gewalt von Lehrern gegenüber Schülern gibt es vom KFN in Hannover keine separate Untersuchung. Dennoch gibt es "dazu" einiges zu sagen.<br /><br />Der renommierte Waldorfpädagoge Rüdiger Iwan sieht ganz klar, was in solchen Fällen zu tun ist:<br /><br /><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>"Die Grundfrage muss doch lauten: wie aktiviere ich Kinder und Jugendliche, damit sie aus dem eigenen Können heraus sich selbst in Bewegung setzen?"</strong></span> </blockquote><br />Rüdiger Iwan hat den Begründer der Waldorfschule, Rudolf Steiner, nicht mehr persönlich kennengelernt. Rudolf Steiner starb 1925, Rüdiger Iwan wird natürlich auch eines Tages sterben, aber er ist noch jung und er hat ein wegweisendes Buch geschrieben. Es trägt den Titel <b>"Die neue Waldorfschule. Ein Erfolgsmodell wird renoviert"</b>, ist 2007 im Rowohlt Verlag erschienen und wird von anthroposophischen Buchhandlungen (<a href="http://www.anthro-libri.de/bs/product_info.php/info/p17070__Die-neue-Waldorfschule.html/XTCsid/0fi79pstvklmd8rqv2n9qvuki4" target="_blank">anthro-libri.de</a>) in der Rubrik Pädagogik geführt. Hinter dem Epochen-Prinzip an Waldorfschulen verberge sich ursprünglich ja der Ansatz, den Unterricht nicht von der Bequemlichkeit der Erwachsenen, sondern von den Bedürfnissen der Kinder her einzurichten, so Rüdiger Iwan.<br /><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>"Epoche heißt, etwas zur Lebensepoche, zum Lebensthema für ein Kind zu machen, weil es wirklich zur Entwicklung des Kindes gerade passt und es sich damit beschäftigen will. Wenn ich daran anknüpfen kann, wenn ein Kind das ausleben darf aus einer tieferen Schicht seines Seins heraus, dann werden ungeahnte Kräfte frei. Also nach innen begründet es das Prinzip: Erziehung vom Kinde her."</strong></span> </blockquote><br />Kommt es zu Handgreiflichkeiten "zwischen" Kindern, so sollte ein Erwachsener heute im Jahr 2007 anders reagieren als es noch vor Jahrzehnten üblich war. Damals, also Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre, galt eine Ohrfeige, eine <i>"wortlose, direkte Aktion"</i> (Erich Gabert 1951) nicht nur an großstädtischen Hauptschulen in weniger gut situierten Stadtteilen, sondern auch an Waldorfschulen als eine legitime Erziehungsmethode.<br /><br />Der entscheidende Nachteil dieser probaten Erziehungsmethode besteht darin, dass es den Schülern nicht gut tut, geschlagen zu werden. Es mag "allerdings" Lehrer nicht nur an staatlichen Regelschulen, sondern auch an Schulen in freier Trägerschaft geben, die das Schlagen deshalb unterlassen, weil es verboten ist, Schüler körperlich zu züchtigen.<br /><br />Darauf ist der Spiegel (<a href="http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,438443,00.html" target="_blank">16.09.2006</a>) letzten Sommer "gar" nicht eingegangen, als er von Lehrern berichtete, die sich wegen Schlagens oder Ohrenziehens vor Gericht verantworten mussten. Diese Lehrer gehörten einer Schule an, die sich Waldorfschule nennt, aber schon vor 20 jahren vom Bund der Freien Waldorfschulen (BdFW) wegen diverser Differenzen ausgeschlossen worden war. Aber auch zwischen Waldorfschulen, die ganz regulär zum BdFW gehören, sind durchaus inhaltliche d. h. pädagogische wie auch administrative d. h. die Schulverwaltung betreffende Differenzen erkennbar.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-57191339249385765752007-09-14T21:42:00.000+02:002007-09-25T00:34:08.492+02:00Spirituelle Verfassungskonformität<span style="color:#333333;"><span style="font-size:130%;">Ein Eichhörnchen tanzt Rumba</span><br /></span><br />Warum liest es denn nur nicht, was es selbst verlinkt, das NWA - dann würden ihm solche Patzer nicht passieren.<br /><br />Im Beitrag "<a href="http://rudolf-steiner.blogspot.com/2007/08/spirituelle-verfassungskonformitt.html">Spirituelle Verfassungskonformität</a>" versucht unser Freund, der Größte Verfassungsrechtler aller Zeiten (GröVaZ), sich nach anfänglich etwas unklarer Stoßrichtung thematisch auf zwei Gerichtsurteile zu konzentrieren, die ihm allerdings offensichtlich große Mühe bereiten. Gut - nicht jeder findet gleichermaßen erfolgreich durch die staubige Wüste juristischer Texte. Das muss auch nicht sein. Aber es muss sie eben auch nicht jeder kommentieren.<br /><br />Worum geht es?<br /><br />Heike Schmoll hatte in der FAZ vom 23. Mai 2007 die angebliche nicht-Gleichwertigkeit der Lehrer-Ausbildungen von Waldorf- und staatlichen Instituten bemängelt. Dabei verwies sie auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Münster aus dem Jahr 1992, das in Bezug auf das Waldorflehrerseminar Witten-Annen diese Gleichwertigkeit verneinte.<br /><br />Der Bund der Waldorfschulen stellte daraufhin in einer Reaktion auf Schmolls Artikel klar, dass das Bundesverwaltungsgericht in einem Urteil aus dem Jahr 1993 die Gleichwertigkeit der Lehrerausbildung an Waldorfinstituten mit denen an staatlichen Hochschulen festgestellt hat.<br />Und Lorenzo Ravagli bemerkte ergänzend, dass das von Schmoll zitierte Urteil des BVerwG Münster veraltet sei.<br /><br />NWA kommentiert die Reaktion des Bundes der Waldorfschulen:<br /><span style="font-size:85%;"><span style="color:#666666;"></span></span><br /><span style="color:#666666;"><blockquote><strong><span style="font-size:85%;"><span style="color:#666666;">"Das ist falsch."</span><br /></span></strong></blockquote></span><p><span style="color:#000000;">NWA kommentiert die Reaktion Lorenzo Ravaglis:</span></p><span style="color:#666666;"><blockquote><span style="font-size:85%;color:#666666;"><strong>"Das ist noch falscher."</strong></span></blockquote></span><p><span style="color:#666666;"><span style="color:#000000;">Und wir kommentieren</span></span><span style="color:#000000;"> NWAs Kommentare: </span></p><p>Das ist Blödsinn im Quadrat.</p><p>Offenbar stolpert unser NWA über den Umstand, dass das Bundesverwaltungsgerichtsurteil in einem Verfahren gesprochen wurde, in dem es - durch mehrere Instanzen - um die Frage ging, inwieweit ein Absolvent eines Waldorflehrerseminars BAFöG-berechtigt ist und kommt daher zu dem Schluss, dass die beiden Urteile überhaupt nichts miteinander zu tun haben.</p><p>Aber das ist natürlich Unsinn. Selbstverständlich haben die Urteile miteinander zu tun, denn was das OVerwG Münster für die Ausbildungseinrichtung Witten-Annen verneinte, bejahten alle Instanzen in jenem zuletzt beim BVerwG gelandeten Verfahren: die Gleichwertigkeit der Lehrerausbildung an Waldorfseminaren im Vergleich mit derjenigen an staatlichen Hochschulen. </p><p>Zuletzt versteigt sich NWA zu der Behautung, das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Münster aus dem Jahr 1992 bezüglich des Waldorfseminars Witten habe nach wie vor Gültigkeit - 15 Jahre später und ungeachtet des Umstandes, dass der Studiengang überarbeitet und daraufhin staatlich anerkannt wurde.</p><p>Natürlich hat das Urteil des OVerwG Münster keinen Bestand mehr, denn es konnte 1992 ja nicht für die Zukunft, sondern nur für Vergangenheit und damalige Gegenwart feststellen, dass die Ausbildung am Wittener Seminar nicht gleichwertig ist.<br />NWA zitiert doch selbst, dass Witten-Annen den Studiengang aufgrund des genannten Urteils einer Revision unterzogen und das Land NRW daraufhin die grundständige Ausbildung zum Klassenlehrer nun neben der Kombination Erstes Staatsexamen plus Waldorfzusatzausbildung als Unterrichtsvoraussetzung anerkannt hat. </p><p>Heike Schmoll hatte in ihrem FAZ-Beitrag vom Mai dieses Jahres das in der Tat veraltete Urteil des OVerwG Münster als Beleg für ihre Behauptung angeführt, die Lehrerausbildung an Waldorfseminaren sei derjenigen an staatlichen Hochschulen nicht gleichwertig.<br />Der angeführte Beleg ist untauglich und die Behauptung ist schlicht falsch.</p><p>Es ist verständlich, dass das von Seiten NWAs nicht gern zugestanden wird. Wer sägt schon freiwillig an dem Geäst, auf dem er klammernd kauert? Und solange Hoffnung darauf besteht, dass niemand merkt, wenn man mit trotziger Tatenlust Tatsächlichkeit traktiert: warum sollte NWA es nicht versuchen? </p><p>Auf das Thema wird in weiteren Beiträgen zurückzukommen sein.<br />Hoffentlich sind die Vorlagen dann intelligenter.</p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3364935763265221400.post-26099662905765849952007-09-14T15:56:00.000+02:002007-10-03T15:10:31.435+02:00Worauf man sich einlässt<span style="font-size:130%;color:#333333;">Vorbeischauen und Weitermachen</span><br /><br />In <a href="http://rudolf-steiner.blogspot.com/2007/08/worauf-man-sich-einlsst.html">dieser Lektion </a>des NWA'schen Fernstudienkurses Anthroposophie wurde den Lesern vermittelt, wie die Anthroposophen mit für sie relevanten, aber unbequemen wissenschaftlichen Ergebnissen umgehen (nämlich gar nicht) und welche Relevanz es für Waldorfschulen hat, wenn Mitglieder des Lehrerkollegiums Rechtsextremisten sind (keine, zumindest solange es nicht ruchbar wird). Fazit? Babyleicht: Anthros sind Opportunisten. Es ist ja sooo einfach!<br /><br />Ist es wirklich so einfach?<br /><br />Im ersten Argumentationsstrang richtet das NWA seinen Blick auf das neu erschienene, knapp 2000 Seiten umfassende Werk des Berliner Historikers Helmut Zander <em><a href="http://www.amazon.de/Anthroposophie-Deutschland-Bände-Helmut-Zander/dp/3525554524/ref=sr_1_1/028-0133767-1918112?ie=UTF8&s=books&qid=1190187042&sr=8-1">Anthroposophie in Deutschland</a></em>, dessen Inhalt teilweise die Habilitationsschrift <a href="http://www.youtube.com/results?search_query=zander+anthroposophie&search=Search">dieses Wissenschaftlers </a>bildet. Wie reagieren Anthros, wenn sie mit solch einem anerkannt wissenschaftlichen Werk eines externen Autors konfrontiert werden? Das NWA hat offensichtlich eifrig recherchiert. Nebenbei erfährt man hier, dass es sogar die anthroposophische Wochenschrift <em>Das Goetheanum</em> liest, vielleicht sogar abonniert hat. Umso peinlicher berührt ist man, wenn man sich überlegt, welcher Art die beiden Trümpfe sind, mit denen das NWA nun schweißtriefend, aber freudestrahlend seine These über diese verachtenswerten, scheinheiligen, feigen Spinner zu untermauern sucht.<br /><br />Dass die anthroposophischen Buchhandlungen Zanders Buch bannen würden, konnte es zwar nicht feststellen, aber immerhin fand das NWA bei dem Buchhändler <a href="http://www.anthro-libri.de/bs/product_info.php/info/p21431_0_Anthroposophie-in-Deutschland.html">Anthro-libri </a>den Hinweis "Das Buch setzt sich mit der Geschichte auseinander. Insofern es sich um die inneren und inhaltlichen Aspekte der Anthroposophie handelt, hat der Autor eine distanzierte bis ablehnende Haltung". Na und? Zander sagt dies ja auch selber in seinem Buch. Warum soll eine anthroposophische Buchhandlung denn darauf nicht hinweisen?<br /><br />Ganz nebenbei, sozusagen im Vorübergehen, frech, aber ohne nähere Erläuterung, pinkelt das NWA den anthroposophischen Buchhändlern noch an die Ladentüre. Wie immer: Es wird mit Andeutungen gearbeitet. Die hinterlassene Duftmarke wird beim gedankenverloren vorbeieilenden Passanten ja schon den beabsichtigten Effekt haben, auch wenn die Substanz des Ganzen eher mit der Methodik des Verursachers zu tun hat, als mit dem Angepinkelten. Das NWA gibt vor, es sei erstaunlich, dass anthroposophische Buchhändler Zander in ihr Sortiment aufgenommen hätten, denn "ansonsten" seien dort "wissenschaftliche Bücher zum Thema Anthroposophie und Waldorfschulen nicht zu finden".<br /><br />Welche angeblich wissenschaftlichen Bücher meint es denn nun? Es ist zu vermuten, dass es solche Veröffentlichungen meint, wie etwa diejenigen eines Peter Bierl, der die "Anthroposophie in Deutschland" (nein, nicht Zanders Buch, sondern Zanders Untersuchungsgegenstand) <a href="http://www.jungle-world.com/seiten/2007/33/10424.php">sofort verbieten würde, wenn er könnte </a>, der die <a href="http://jungle-world.com/seiten/2007/36/10565.php">"laxe Haltung der Behörden" gegenüber der Waldorfpädagogik bedauert </a>, also – nach Bierls Gesellschaftsverständnis zu vermuten - die Waldorfpädagogen am liebsten mit einem Gutschein fürs Umerziehungslager ausstatten würde.<br /><br />Der Wissenschaftsbegriff des NWAs ist demnach vermutlich diskutierbar, die Wissenschaftlichkeit Zanders hingegen ist es nicht und wird auch von niemandem angezweifelt. Aus diesem Grund hat das NWA in den offiziellen Verlautbarungen, in den üblicherweise zu konsultierenden wichtigen anthroposophischen Zeitschriften auch nichts gefunden, das es anführen könnte, um die Anthroposophen bezüglich ihrer Reaktion auf den Zander zu diskreditieren. Im Gegenteil, Zanders Werk wird differenziert betrachtet, begrüßt, der Diskurs gesucht. Und im Gegenzug wäre Zanders Werk ohne anthroposophische Mithilfe, ohne die Nutzung anthroposophischer Archive und Bibliotheken in dieser Form auch gar nicht möglich gewesen. Und das, obwohl der Wissenschaftler nie verschwiegen hatte, dass er zu den eigentlichen Inhalten der Anthroposophie ein ganz anderes Verhältnis hat, als es die Anthroposophen haben.<br /><br />Immerhin hat das NWA einen Leserbrief in <em>Das Goetheanum</em> entdeckt, der ihm nun offizielle Entgleisungen der Anthroposophenschaft ersetzen soll. Ein Leserbrief! Hach wie wunderbar könnte man zum Beispiel die Haltung der katholischen Kirche zu gesellschaftlichen Fragen kritisieren, wenn es genügen könnte, als Beweis für deren Haltung einen Leserbrief im katholischen Sonntagsblatt vorzuführen. Es ist schlichtweg lächerlich. Der Leserbriefschreiber möchte nicht zu viel interne Öffentlichkeit für Zander, also nach dem Vorbild der drei Affen: vorbeischauen, weitermachen. Eine Einzelmeinung. Andere Anthroposophen suchen den Diskurs. Zander wird zu Veranstaltungen eingeladen. Er wird gelesen. Nicht von allen Anthroposophen, ok. Es wäre aber auch eine etwas überzogene Haltung, zu erwarten, dass sich nun alle, die sich mit Anthroposophie beschäftigen, durch ein 2000-seitiges wissenschaftliches Werk hindurchquälen. Hat das NWA - dieser Betreiber eines Blogs über Anthroposophie - das Werk denn überhaupt schon gelesen? Na also.<br /><br />Anthroposophen würden ja überhaupt wenig lesen, so versucht das NWA unvermittelt durch eine Passage aus einem Buch des Psychologen Fritz Beckmannshagen zu belegen. Diese an sich erheiternde Feststellung bildet jedoch nur den Auftakt zum nächsten Argumentationsstrang.<br />Denn schließlich könne ja nur dieses Übel des Nicht-Lesens die Ursache dafür sein, dass Andreas Molaus Kollegen an der Braunschweiger Waldorfschule angeblich (was für eine Unterstellung) nichts davon gewusst hätten, dass ihr Kollege eine rechtsextreme Vergangenheit hatte. Hatte doch Molau vor seiner Zeit als Waldorflehrer unter seinem echten Namen in rechtskonservativen und rechtsextremen Zeitungen und Zeitschriften publiziert. Wie also war es möglich gewesen, reflektiert ein nachdenkliches NWA, dass er diesen biografischen Hintergrund verschleierte, wenn sich doch die Kollegen anhand dieser Veröffentlichungen über seine Einstellung schlau machen konnten. Da wohl jeder weiß, dass Anthroposophen durchaus belesen sind, erzeugt das NWA geschickt den Eindruck (ohne sich jedoch dieser Verleumdung direkt zu verpflichten): Die Kollegen haben es eben doch gewusst, und erst als das ganze öffentlich wurden, haben sie sich von Molau geschickt und öffentlichwirksam mit Paukenschlag getrennt.<br /><br />Das NWA bleibt jedoch eine Erklärung schuldig, wie es darauf kommt, dass man von den Lehrern einer Waldorfschule erwarten könnte, dass sie in alten rechtsextremen Zeitungen schmökern. Wer auch nur ein bisschen weiß, wie der Alltag von Waldorflehrern aussieht, kann sich denken, dass Waldorflehrern neben ihren beruflichen Verpflichtungen nur ganz wenig Zeit dafür übrig bleibt, in irgendwelche Themengebiete hineinzuschnuppern, die schlichtweg nicht zu den zu erwartenden Interessengebieten von Waldorflehrern gehören. Warum hat denn kein Externer die Schule darauf hingewiesen? So offensichtlich war der biografische Hintergrund des Lehrers wohl doch nicht. Bis 2004 war er tatsächlich ein "Schläfer". Dass sich die Schule erst nach Bekanntwerden seines Hintergrundes von ihm trennte, und nicht schon davor, wird man ihr nicht vorwerfen können, denn eine andere Reihenfolge widerspricht dem Gesetz der Logik. Die außerordentliche Heftigkeit der Distanzierung spricht Bände und zeigt, dass die Betroffenheit in der Schule echt war, und nicht – wie das NWA wieder einmal andeutet – nur ein raffiniertes PR-Manöver.<br /><br />Und an dieser Stelle enden wir, denn wir haben das eintönige Plattland, in das uns unser NWA geführt hatte, und das es "Anthroposophie" nennt, wieder verlassen. Endlich sind wir wieder in dieser unübersichtlichen, unwegsamen, schwer zu deutenden Landschaft, die Anthroposophie heißt. Wie Michael Mentzel sagt: "Ganz schön kompliziert".<br /><br />Kompliziert? Ja! Das ist spannend, das ist cool – Wow! Wir lieben das!Nachsichten aus der Welt der Anthroposophiehttp://www.blogger.com/profile/18388012914160408342noreply@blogger.com1